Prof. Dr. Axel Schulz

Tourismus - Verkehr - Lehre

 

In Deutschland sind Pauschalreisen eine beliebte Art, den Urlaub zu verbringen. Oft werden für den Transport dieser Reisenden Ferienfluggesellschaften eingesetzt. Inzwischen beschränkt sich jedoch das Geschäftsmodell von Ferienfluggesellschaften nicht mehr nur rein auf Warmwassertouristen. Auf dieser Seite erhalten Sie einen Überblick über den Aufbau von Ferienfluggesellschaften, die Entwicklungen in der Branche und das Marketing dieses speziellen Flugverkehrs.

Überblick über Ferienfluggesellschaften

Ferienfluggesellschaften sind Fluggesellschaften, die vorwiegend Urlaubsreiseziele anfliegen. Sie werden von Reiseveranstaltern beauftragt, Pauschalflugreisende zu befördern. Der Transport zu den Feriendestinationen erfolgt bedarfsgerecht, d.h. der Flug wird nur bei tatsächlichem Bedarf ausgeführt. Synonym werden oft die Begriffe Charterfluggesellschaft, Touristikfluggesellschaft oder touristisch-orientierte Fluggesellschaft verwendet. Viele der ursprünglichen Ferienfluggesellschaften wandeln sich derzeit von bedarfsgerechten Fluggesellschaften für Veranstalter hin zu preisorientierten Linienfluggesellschaften. Sie bieten vermehrt Einzelplatzbuchungen an und bauen zudem ihr Streckennetz aus: die reinen Urlaubsdestinationen werden ergänzt durch Städteverbindungen. Diese Angebote erfordern allerdings feste Flugpläne und einen ganzjährigen Betrieb.
Unterscheidungsmerkmale zum regulären Linienflugverkehr sind dennoch gegeben:
Der wohl größte Unterschied ist, dass der Fluglinienverkehr netzorientiert ist – häufig mit sternförmigen Verbindungen, über Drehkreuze und mit Zwischenstopp- und direkt an Endkunden verkauft wird, beispielsweise über die eigene Webseite. Charterflüge hingegen werden dem Punkt-zu-Punkt-Verkehr zugeordnet - also ohne Zwischenstopp - und werden zu einem Großteil im Rahmen von Pauschalreiseangeboten über Reiseveranstalter vertrieben. Zudem setzten Ferienfluggesellschaften meist auf kleinere Fluggeräte mit Platz für weniger Passagiere. Außerdem fliegen sie neben internationalen Flughäfen auch Regionalflughäfen an. Allerdings bieten Ferienfluggesellschaften heute ebenfalls ein breit gefächertes Flugangebot, das dem Linienverkehr sehr ähnlich ist, weshalb eine strikte Trennung der beiden Formen nicht mehr eindeutig möglich ist.

 

  Ferienfluggesellschaften Linienfluggesellschaften
 Merkmale  regelmäßiger Linienverkehr zwischen   Metropolen  bedarfsgerechter Transport zu   Feriendestinationen
 Strecken  netzorientiert, sternförmige Verbindungen  Punkt-zu-Punkt-Verbindungen
 Nachfrage  Privat- und Geschäftsreisende  Privatreisende (v.a. Pauschaltouristen)
 Fluggerät  alle Arten von Düsenflugzeugen  kleinere und mittlere Düsenflugzeuge
 Landeplätze  internationale Flughäfen  internationale und regionale Flughäfen

 

Entwicklung und Strategie

Die Entstehung von Ferienfluggesellschaften in Deutschland hängt eng mit der Entwicklung von Pauschalreiseangeboten durch Reiseveranstalter in den 1970er Jahren zusammen. Anfangs haben unabhängige Fluggesellschaften Reiseveranstaltern ihre Flugkapazitäten verkauft. Ursprünglich wurden Vollcharter angeboten, also der Anmietung kompletter Flugzeuge, doch im Laufe der Zeit wandelte sich dieses Modell hin zum Verkauf von Sitzplatzkontingenten. Die Vermarktung der restlichen Plätze eines Fluges war der Ferienfluggesellschaft überlassen. Eine veränderte Nachfragesituation führte letztlich zu einem Einzelplatzvertrieb. Dieses Modell erlaubt den Fluggesellschaften zwar höhere Deckungsbeiträge, ist aber gleichzeitig mit einem höheren Kapazitätsrisiko verbunden.
Ende der 1990er Jahre folgte mit der Konsolidierung der Reiseveranstalterbranche der nächste Meilenstein für die Ferienfluggesellschaften: integrierte Reiseveranstalter begannen, eigene Ferienflüge anzubieten. Seitdem werden zwei Organisationsformen unterschieden. Zum einen gibt es Ferienfluggesellschaften, die weiterhin konzernunabhängig betrieben werden, wie beispielsweise SunExpress, sowie Gesellschaften, die innerhalb eines Konzerns organisiert sind, wie beispielsweise die TUIfly. Bei beiden Organisationsformen erfolgt der Hauptvertriebsweg über die Reiseveranstalter, weshalb hier eine enge Abhängigkeit entsteht. Weiterhin ist die allgemeine Marktentwicklung in der Tourismusindustrie ist für Ferienfluggesellschaften ausschlaggebend für ihr Geschäft.

Gefahren für die Ferienfluggesellschaften sind einerseits, dass sich der Trend weg von klassischen Pauschalreisen hin zum Dynamic Packaging entwickelt, und andererseits die Billigfluggesellschaften, die einen zunehmenden Konkurrenzdruck auf die Ferienfluggesellschaften ausüben, insbesondere seit diese auch Warmwasserdestinationen anfliegen. Als Antwort auf diese Wettbewerbssituation bieten Ferienfluggesellschaften nun verstärkt Mittel- und Langstrecke an, um sich von den Billigfluggesellschaften zu differenzieren, und bauen sich durch die Ausweitung des Einzelplatzgeschäftes und das Anbieten von Städteverbindungen ein zweites Standbein auf.

Folgende Grafik zeigt die Anteile von Billigfluggesellschaften an den gesamten Flugzeugstarts in Europa (in Prozent):

Quelle: Statista

Durch den Eintritt von Billigfluggesellschaften auf den beliebten Urlaubsrouten sind Ferienfluggesellschaften mittlerweile gezwungen, auf wettbewerbsintensiven Routen eine Niedrigpreisstrategie anzuwenden. Da aber bei Ferienflügen grundsätzlich die qualitativen Faktoren im Vordergrund stehen, setzen die Unternehmen auch auf eine Präferenzstrategie. Trotz der teilweise niedrigen Preise sollen keine Abzüge beim Service gemacht werden.

 

Produktionsfaktoren

 

Marketing und Vertrieb

 

Autor: Sarah Kaltenbacher