In Deutschland sind Pauschalreisen eine beliebte Art, den Urlaub zu verbringen. Oft werden für den Transport dieser Reisenden Ferienfluggesellschaften eingesetzt. Inzwischen beschränkt sich jedoch das Geschäftsmodell von Ferienfluggesellschaften nicht mehr nur rein auf Warmwassertouristen. Auf dieser Seite erhalten Sie einen Überblick über den Aufbau von Ferienfluggesellschaften, die Entwicklungen in der Branche und das Marketing dieses speziellen Flugverkehrs.
Überblick über Ferienfluggesellschaften
Ferienfluggesellschaften sind Fluggesellschaften, die vorwiegend Urlaubsreiseziele anfliegen. Sie werden von Reiseveranstaltern beauftragt, Pauschalflugreisende zu befördern. Der Transport zu den Feriendestinationen erfolgt bedarfsgerecht, d.h. der Flug wird nur bei tatsächlichem Bedarf ausgeführt. Synonym werden oft die Begriffe Charterfluggesellschaft, Touristikfluggesellschaft oder touristisch-orientierte Fluggesellschaft verwendet. Viele der ursprünglichen Ferienfluggesellschaften wandeln sich derzeit von bedarfsgerechten Fluggesellschaften für Veranstalter hin zu preisorientierten Linienfluggesellschaften. Sie bieten vermehrt Einzelplatzbuchungen an und bauen zudem ihr Streckennetz aus: die reinen Urlaubsdestinationen werden ergänzt durch Städteverbindungen. Diese Angebote erfordern allerdings feste Flugpläne und einen ganzjährigen Betrieb.
Unterscheidungsmerkmale zum regulären Linienflugverkehr sind dennoch gegeben:
Der wohl größte Unterschied ist, dass der Fluglinienverkehr netzorientiert ist – häufig mit sternförmigen Verbindungen, über Drehkreuze und mit Zwischenstopp- und direkt an Endkunden verkauft wird, beispielsweise über die eigene Webseite. Charterflüge hingegen werden dem Punkt-zu-Punkt-Verkehr zugeordnet - also ohne Zwischenstopp - und werden zu einem Großteil im Rahmen von Pauschalreiseangeboten über Reiseveranstalter vertrieben. Zudem setzten Ferienfluggesellschaften meist auf kleinere Fluggeräte mit Platz für weniger Passagiere. Außerdem fliegen sie neben internationalen Flughäfen auch Regionalflughäfen an. Allerdings bieten Ferienfluggesellschaften heute ebenfalls ein breit gefächertes Flugangebot, das dem Linienverkehr sehr ähnlich ist, weshalb eine strikte Trennung der beiden Formen nicht mehr eindeutig möglich ist.
Ferienfluggesellschaften | Linienfluggesellschaften | |
Merkmale | regelmäßiger Linienverkehr zwischen Metropolen | bedarfsgerechter Transport zu Feriendestinationen |
Strecken | netzorientiert, sternförmige Verbindungen | Punkt-zu-Punkt-Verbindungen |
Nachfrage | Privat- und Geschäftsreisende | Privatreisende (v.a. Pauschaltouristen) |
Fluggerät | alle Arten von Düsenflugzeugen | kleinere und mittlere Düsenflugzeuge |
Landeplätze | internationale Flughäfen | internationale und regionale Flughäfen |
Entwicklung und Strategie
Die Entstehung von Ferienfluggesellschaften in Deutschland hängt eng mit der Entwicklung von Pauschalreiseangeboten durch Reiseveranstalter in den 1970er Jahren zusammen. Anfangs haben unabhängige Fluggesellschaften Reiseveranstaltern ihre Flugkapazitäten verkauft. Ursprünglich wurden Vollcharter angeboten, also der Anmietung kompletter Flugzeuge, doch im Laufe der Zeit wandelte sich dieses Modell hin zum Verkauf von Sitzplatzkontingenten. Die Vermarktung der restlichen Plätze eines Fluges war der Ferienfluggesellschaft überlassen. Eine veränderte Nachfragesituation führte letztlich zu einem Einzelplatzvertrieb. Dieses Modell erlaubt den Fluggesellschaften zwar höhere Deckungsbeiträge, ist aber gleichzeitig mit einem höheren Kapazitätsrisiko verbunden.
Ende der 1990er Jahre folgte mit der Konsolidierung der Reiseveranstalterbranche der nächste Meilenstein für die Ferienfluggesellschaften: integrierte Reiseveranstalter begannen, eigene Ferienflüge anzubieten. Seitdem werden zwei Organisationsformen unterschieden. Zum einen gibt es Ferienfluggesellschaften, die weiterhin konzernunabhängig betrieben werden, wie beispielsweise SunExpress, sowie Gesellschaften, die innerhalb eines Konzerns organisiert sind, wie beispielsweise die TUIfly. Bei beiden Organisationsformen erfolgt der Hauptvertriebsweg über die Reiseveranstalter, weshalb hier eine enge Abhängigkeit entsteht. Weiterhin ist die allgemeine Marktentwicklung in der Tourismusindustrie ist für Ferienfluggesellschaften ausschlaggebend für ihr Geschäft.
Gefahren für die Ferienfluggesellschaften sind einerseits, dass sich der Trend weg von klassischen Pauschalreisen hin zum Dynamic Packaging entwickelt, und andererseits die Billigfluggesellschaften, die einen zunehmenden Konkurrenzdruck auf die Ferienfluggesellschaften ausüben, insbesondere seit diese auch Warmwasserdestinationen anfliegen. Als Antwort auf diese Wettbewerbssituation bieten Ferienfluggesellschaften nun verstärkt Mittel- und Langstrecke an, um sich von den Billigfluggesellschaften zu differenzieren, und bauen sich durch die Ausweitung des Einzelplatzgeschäftes und das Anbieten von Städteverbindungen ein zweites Standbein auf.
Folgende Grafik zeigt die Anteile von Billigfluggesellschaften an den gesamten Flugzeugstarts in Europa (in Prozent):
Quelle: Statista
Durch den Eintritt von Billigfluggesellschaften auf den beliebten Urlaubsrouten sind Ferienfluggesellschaften mittlerweile gezwungen, auf wettbewerbsintensiven Routen eine Niedrigpreisstrategie anzuwenden. Da aber bei Ferienflügen grundsätzlich die qualitativen Faktoren im Vordergrund stehen, setzen die Unternehmen auch auf eine Präferenzstrategie. Trotz der teilweise niedrigen Preise sollen keine Abzüge beim Service gemacht werden.
Produktionsfaktoren
Flotte und Netz
Fast alle Ferienfluggesellschaften verfolgen bei ihrer Flottenpolitik das Konzept der Flugzeugmusterspezialisierung. Hierbei werden unterschiedliche Flugzeugtypen für unterschiedliche Strecken eingesetzt. Dadurch soll eine Reduzierung der variablen Kosten erreicht werden. Weiterhin setzen einige Ferienfluggesellschaften auf eine Zweiflottenstrategie oder eine Flugzeugmusterstandardisierung. Bei letzterem soll eine Kostenreduktion bei dem großen Fixkostenblock „Maschinen“ erreicht werden.
Flugplan
Das Flugroutensystem wird im Punkt-zu-Punkt-Verkehr durchgeführt. Das Streckennetz ist dabei bei den meisten Ferienfluggesellschaften gut ausgebaut und bietet neben Kurz- auch Mittelstreckenziele oder sogar Langstreckenziele an. Mit diesem Angebot ist eine Differenzierung zu den Billigfluggesellschaften möglich.
Infrastruktur
Ein Großteil des Ferienflugbetriebs findet über große und verkehrsreiche Primärflughäfen statt. Dies führt jedoch für die Unternehmen zu höheren Flughafengebühren und für die Passagiere zu längeren Anfahrtswegen und Anfertigungszeiten. Deshalb fliegen viele Ferienfluggesellschaften zunehmend auch von kleineren Regionalflughäfen ab.
Operative Planung
Die operative Planung ist ein wesentliches Element des Flugbetriebs. Hierbei geht es um die optimale Auslastung des Streckennetzes, also die konkrete Einsatzplanung der Flüge auf Grundlage des Flugplanes. Ein zentraler Punkt ist dabei die Kapazitätsplanung, die die Einsatzplanung des Fluggeräts und der Arbeitskräfte bestimmt. Durch die verschiedenen Flugzeugmuster, aus denen die Flotte i.d.R. besteht, ist eine Optimierung der Auslastung gut möglich. Besonders bei Warmwasserdestinationen ist eine operative Planung von enormer Bedeutung. Diese Ziele unterliegen einer starken saisonalen Nachfrageschwankung. Da die Auslastung durch die Nachfrage der Reiseveranstalter erfolgt - und nicht wie bei Billigfluggesellschaften über den Preis – kommt es bei Ferienfluggesellschaften häufig zu Flugdispositionen. Das bedeutet Flugzeitänderungen, Flugzusammenlegungen oder gar Flugstornierungen. Früher, als das Einzelplatzgeschäft nur eine Nebenrolle bei der Flugauslastung spielte, stellten die häufigen Flugdispositionen kein großes Problem dar. Da aber zurzeit das Einzelplatzgeschäft immer mehr als zweites Standbein ausgebaut wird, sollten Flugdispositionen vermieden werden. Statt also, wie früher üblich, nach einem Bedarfsflugplan zu operieren, wird nun immer häufiger auf einen Linienflugplan gesetzt.
Marketing und Vertrieb
Autor: Sarah Kaltenbacher