Prof. Dr. Axel Schulz

Tourismus - Verkehr - Lehre

 

Das Flugzeug hat sich in den letzten Jahren immer mehr zu einem sehr bewährten, beliebten und häufig genutzten Reisemittel für Geschäftsreisen entwickelt. Menschen, die viel geschäftlich unterwegs sind, haben häufig Probleme, ihre Termine einzuhalten. Die Reisezeiten mit einem anderen Verkehrsmittel sind einfach zu lang. Liegen Termine nahe beieinander, ist deren Einhaltung häufig nicht möglich. Zudem sind die unterschiedlichen Geschäftsorte manchmal durch große Entfernungen voneinander getrennt. Durch die meist doch erheblich verkürzte Reisezeit mit einem Flugzeug, ist der Termindruck bei den Geschäftsreisenden wesentlich geringer und folglich auch weniger belastend für den Reisenden. Zudem kann eine Flugreise für die Person, die geschäftlich unterwegs ist, komfortabel sein. Sie hat z.B. die Möglichkeit, sich während des Fluges auf  die Inhalte  und zu erreichenden Ziel der jeweiligen Geschäftsreise vorzubereiten oder aber auch sich zu erholen, um dann relativ entspannt den Geschäftstermin wahrzunehmen. Dies ist dem Fahrer bei einer Autofahrt wohl eher nicht möglich.

 

Der Geschäftsreiseflug kann auf drei verschiedene Arten durchgeführt werden:

 

Die Zielgruppe des Geschäftsreiseflugs beschränkt sich vor allem auf Geschäftsreisende und private Vielflieger. Dazu zählen aber auch wohlhabende Personen mit einer Vorliebe für Privatsphäre.

 

Vorteile des Geschäftsreiseflugs

Als Vorteile des Geschäftsreiseflugs lassen sich Individualität - verkürzte Reisezeit - erhöhte Reiseflexibilität - große Variabilität von verfügbaren Flughäfen und Flugplätzen - gesteigerte Produktivität aufzählen.

Der Hauptvorteil des Geschäftsreiseflugs ist die Individualität, d.h. der Kunde bucht ein privates Flugzeug für sich und seine Gäste und bestimmt seine Abflugzeiten, Flugziele und Flugrouten.

Damit ergibt sich im Vergleich zu normalen Linienflügen nicht nur eine verkürzte Reisezeit, weil mit kleineren Flugzeugen auf kleineren Flughäfen in unmittelbarer Nähe des Zielortes gelandet werden kann, sondern auch eine erhöhte Reiseflexibilität bezüglich der Planung einer Reise, denn Flugplan und Flugroute werden wie oben schon erwähnt ausschließlich vom Fluggast bestimmt.  

Europaweit gibt es eine Vielzahl von Flugplätzen, die für Geschäftsreiseflüge geeignet sind. In Deutschland sind mittlerweile es mehr als 170.  In den USA, wo Meetings und Geschäftstermine oft außerhalb von Ballungszentren zu erfüllen sind, chartern 40 % der Kunden ein Geschäftsreiseflugzeug, um Zeit zu sparen. Nicht nur die reine Reisezeit (per Flugzeug und Auto) zum Zielort wird verkürzt, es entfallen auch die oft langen Wartezeiten zwischen Hin- und Rückflug bei Linienflügen. So können Geschäftsreisen, wenn sie mit Linienmaschinen durchgeführt werden, 45 Stunden beanspruchen. D.h.  sie benötigen also zwei Tage. Mit einem individuellen Geschäftsflug kann die Zeitdauer auf 14 Stunden, also auf eine eintägige Reise verkürzt werden.

Da der Geschäftsreisende nicht von fremden Personen gestört wird und er sich ausruhen oder aber auch arbeiten kann, ist seine Produktivität größer. Zudem kommt es zu einer gesteigerten Mitarbeitermotivation, wenn der Arbeitgeber seinen Arbeitnehmer mit einem Privatjet zum Meeting fliegen lässt, weil er sich von seinem Unternehmen dadurch  wertgeschätzt  fühlt. 

 

Im Geschäftsreiseflug eingesetzte Flugzeuge

 

 

Geschäftsmodelle des Geschäftsreiseflugs

Der Geschäftsreiseflug ist kein einheitliches Geschäftsmodell, sondern kann in vier Modelle unterteilt werden:

  1. Charterflug oder Non-Scheduled Traffic

Bei diesem einmaligen Gelegenheitsflug chartert der Kunde einen Sonderflug, um seinen Zielort zu erreichen. Somit wird ein privates Flugzeug samt Crew für einen einmaligen Flug gemietet, dessen Preis von verschiedenen Faktoren abhängt und stark variieren kann. Diese Art der Charter nennt man auch Ad-hoc-Charter, da hier die Mietung eines Sonderfluges zu einem bestimmten Zweck und zu einer bestimmten Zeit erfolgt.

 

  1. Firmeneigene Jets

Die Flugzeuge befinden sich im Besitz einer Firma und stehen dieser zu jeder Zeit vollständig und frei   zur Verfügung. Dabei fallen hier zwar keine ständigen Transportkosten an, aber es sind sämtliche Anschaffungs- und Unterhaltskosten für die Jets von den Besitzern zu tragen. Damit dieses Modell rentabel ist, muss in dem jeweiligen Unternehmen ein regelmäßiger Geschäftsreiseverkehr stattfinden.

 

  1. Leasing

Das Leasing ist das Mieten eines kompletten Flugzeuges. Mit diesem kann man dann beliebig oft fliegen.

Man unterscheidet grundlegend zwei Arten von Leasing: das Dry-Lease und das Wet-Lease.

+ Beim Dry-Lease wird nur das Flugzeug an sich gemietet. Die zuständige Crew muss hier 

   separat angestellt werden. Zudem muss sowohl die Wartung als auch die Versicherung gesondert

   erfolgen.

+ Beim Wet-Lease wird ein Flugzeug einschließlich Cockpit-Crew, Kabinenpersonal, sowie

   Wartung und Versicherung gemietet.

    Es gibt zwei Arten des Wet-Lease

  1. a) Wet-Lease ACMI bedeutet: Aircraft, Crew, Maintenance, Insurance

         Zum Flugzeug wird auch eine Crew bereitgestellt, im Gegensatz zum AMI -Lease

  1. b) Wet-Leas AMI bedeutet: Aircraft, Maintenance, Insurance

         Der Kunde muss seine eigene Flugbesatzung stellen.

 

Die Preise beim Leasing sind hier wieder abhängig vom jeweiligen Vermieter und können somit auch variieren.

 

  1. Fractional Ownership

Hier handelt es sich um den Teilbesitz eines Flugzeuges. Man hält nur Anteile an einem Flugzeug, was gleichzeitig bedeutet, dass man nicht beliebig oft mit diesem fliegen kann. Die Anzahl der Flugstunden ist pro Jahr auf eine gewisse Anzahl limitiert. Zudem ist man nicht im Besitz eines speziellen physischen Flugzeuges. Vielmehr erhält man Zugang zu einem Sortiment an ähnlichen Flugzeugen, die man dann zu seinen Zwecken nutzen darf.

 

Der Preis für eine Fractional Ownership richtet sich nach den zur Verfügung stehenden Flugstunden. Des Weiteren gibt es auch noch monatliche Fixkosten für den Unterhalt des Flugzeuges.

Autor: Andreas Römer