Seit Jahren befindet sich die Kreuzfahrtbranche regelrecht im Boom: Jährlich werden Rekorde an Passagierzahlen gebrochen, ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Doch viele Kreuzfahrtpassagiere wissen gar nicht genau, was wirklich hinter deren Reise steckt, egal ob am Hafen, auf der Fahrt selbst oder bei den Destinationen. Eben genannte Punkte sind essentiell für eine erfolgreiche Kreuzfahrt.
Hochseekreuzfahrten
Die Hochseekreuzfahrt zählt als wichtigste Form des maritimen Tourismus. Eine Hochseekreuzfahrt zeichnet sich durch folgende typische Merkmale aus:
Der Transport gilt nicht als Hauptgrund der Reise. Außerdem wird neben dem Ein- & Ausschiffungshafen noch mindestens ein weiterer Hafen angefahren. Der Reisepreis einer Hochseekreuzfahrt beinhaltet Verpflegung, Übernachtung, Animation, Entertainment & Reiseleitung und ist so quasi mit einer Pauschalreise zu vergleichen.
Hochseekreuzfahrten sind abermals in drei Kategorien zu unterteilen:
Dabei handelt es sich um eine klassische Kreuzfahrt mit hohem Komfort und Luxus. Meist werden für Luxuskreuzfahrten klassische ältere Schiffe verwendet, auf denen bis zu 1.000 Passagiere Platz finden. Das Publikum besteht überwiegend aus wohlhabenderen Senioren & Vielverdienern, da sich diese Art von Kreuzfahrt die wenigsten leisten können. Ein Beispiel für einen Anbieter einer solchen Luxuskreuzfahrt stellt Hapag Lloyd dar.
Clubkreuzfahrten
Als Beispiel hierfür ist AIDA zu nennen, die durch Merkmale wie Unterhaltung und Sport an Bord gerade beim jüngeren Publikum, sowie bei Familien punkten kann. AIDA ist für seine vielen Attraktionen an Bord bekannt, wie Shopping Malls, Shows und Musicals, Pools an Deck und vielen Sportangeboten, aber auch Möglichkeiten zum Entspannen, zum Beispiel im Spa- oder Saunabereich. Und all dies auf einem Schiff unterzubringen, werden logischerweise große Schiffe benötigt. Somit setzt AIDA mit deren Flotte auf überwiegend große Schiffe, auf die 1.000 bis 6.000 Passagiere passen.
Nischenkreuzfahrten
Darunter versteht man Schiffsreisen, in eher abgelegenere oder exotische Orte der Welt, wie zum Beispiel in die Antarktis, meist mit Expeditionsschiffen. Auf diese eher kleineren Schiffe passen bis zu 1.000 Passagiere, wie es bei den Hurtigruten-Schiffen der Fall ist. Auf einer Nischenkreuzfahrt stehen die Natureindrücke und das Erlebnis der Reise selbst im Vordergrund. Anzumerken ist auch, dass das Publikum auf solchen Kreuzfahrten auch eher zu den besserverdienenden gehört.
Hochseekreuzfahrtschiffe
Außerdem können die Hochseekreuzfahrtschiffe noch weiter differenziert werden:
Marktüberblick
Für einen genaueren Einblick in die aktuelle Marktsituation der Hochseekreuzfahrt, stellt das folgende Kreisdiagramm die jeweiligen Marktanteile dar:
AIDA ist also mit 44% die bekannteste und beliebteste Kreuzfahrtgesellschaft in Deutschland und eine Tochtergesellschaft der Carnival Corporation. Demnächst bereist bald das 15. Schiff der sogenannten Kussmundflotte die Weltmeere. Gerade durch die lockere Atmosphäre und den vielen Aktivitäten an Bord spricht AIDA eine relativ junge Zielgruppe und besonders Familien an.
Die zweitgrößte Kreuzfahrtgesellschaft in Deutschland ist die TUI Cruises. Gegründet als ein Joint Venture der TUI AG und Royal Caribbean Cruises befahren momentan 6 Schiffe des sog. „Mein Schiffes“ die Welt, ein siebtes ist gerade im Bau. Familien sind bei TUI Cruises nicht fehl am Platz, aber dennoch wird für die Erwachsenen mehr geboten als für die kleinen Gäste an Bord. Für Publikum im Best Ager Bereich also perfekt.
Routen
Das Planen von Routen ist elementarer Bestandteil der Hochseekreuzfahrt. Die Attraktivität der Route spielt eine große Rolle, um mehr Umsatz zu erzielen und ein wettbewerbsfähiges Angebot am Markt zu offerieren. Doch auch die gleichmäßige Flottenauslastung kann durch verschiedene Routenmodelle besser gesteuert werden.
Unter einer Turnuskreuzfahrt versteht man eine geschlossene Kette, die immer im selben Hafen beginnt und dort auch endet. Sie startet immer an denselben Wochentagen und hat den gleichen Ablauf im Hinblick auf die Fahrt und das Programm an Bord. Ein Beispiel hierfür ist eine typische Kreuzfahrt, zum Beispiel auf den Kanaren.
Unter dem Typ Schmetterlingskreuzfahrt versteht man Kreuzfahrten, die von einem festen Hafen ausgehen, dann aber im Wochenwechsel jeweils zwei verschiedene Routen befahren, beispielsweise bei Kreuzfahrten im Bereich des Mittelmeeres. Während der Startpunkt immer derselbe ist, wie beispielsweise Mallorca, werden in der ersten Woche Städte wie Barcelona und Rom befahren, um in der darauffolgenden Woche im südlichen Spanien (Valencia, etc.) anzulegen.
Positionierungsfahrten sind jedes halbe Jahr aufgrund des Jahreszeitenwechsels notwendig. Wenn es im Herbst in der Mittelmeerregion zu kühl wird, positionieren sich die Schiffe in wärmeren Gebieten neu. So wird beispielsweise im Sommer das Mittelmeer befahren und im Winter legen die Schiffe in der Karibik an. Wenn es dann im Frühling in Europa wieder wärmer wird, treten die Schiffe die Rückfahrt zum ursprünglichen Reisegebiet an. Die Fahrten zwischen den Gebieten werden also als Positionierungsfahren beschrieben.
Unter Freiem Routing versteht man eine unregelmäßige Abfolge verschiedener Routen. Ein typisches Beispiel hierfür sind Weltreisen. Hierbei ist es nicht zwingend notwendig die ganze Reise an Bord zu bleiben, es sind auch Teilreisen der Strecke möglich.
Eine spezielle Art des Routings sind Expeditionen. Hierfür werden kleinere Spezialschiffe benutzt, welche Reiserouten abseits der üblichen Fahrtgebiete ermöglichen. Expeditionsschiffe sind aus diesem Grunde hochseetauglich und gleichzeitig klein und wendig genug, um auch schmalere Passagen oder Flüsse befahren zu können.
Unter Minikreuzfahrten versteht man eine kurze Kreuzfahrt von meist drei bis fünf Tagen. Diese Routen sind relativ kurz, weshalb der Zielhafen meist nahe des Abfahrtshafens liegt. Außerdem nennt man dieses Routing auch „Schnupperkreuzfahrt“, da es eine kostengünstige und zeiteffiziente Möglichkeit für Passagiere bietet, einen Eindruck des Kreuzfahrt-Angebotes zu bekommen.
Die Eigenschaft, dass das Routing einmal um die Welt durch die verschiedenen Weltmeere führt, macht eine Reise zu einer Weltreise. Daher ist es nicht unüblich mehr als 3 Monate auf dem Schiff zu verbringen. Als Alternative bieten Reedereien eine Art Hop- On, Hop-Off Route an, bei der der Passagier zusteigen kann, wie es ihm gefällt. Während manche Routen tatsächlich einmal um die Welt führen, befahren andere beispielsweise die Strecke von Hamburg nach Santiago de Chile. Ein großer Vorteil ist, dass man viele länderspezifische Eindrücke sammeln kann, ohne von Flug zu Flug hetzen zu müssen. Hinzu kommt die Tatsache, dass nicht ständig neue Hotels verglichen und gebucht werden müssen. Jedoch sollte der Aspekt der Kostenintensität bei diesem Routing nicht außer Acht gelassen werden.
Transkreuzfahrten sind gekennzeichnet durch Routen, die von A und B verbinden, aber nicht keine Rückfahrt anbieten - eine klassische Positionierungsfahrt. Somit sind Abfahrts- und Ankunftshafen nicht derselbe, weshalb meist ein Flug im Kaufpreis inkludiert wird. Ein Beispiel für eine Transpazifikkreuzfahrt ist ein Routing von Santiago de Chile nach Sydney.
Häfen
Häfen sind Drehpunkte des Personen- sowie des Güterverkehrs. Sie verbinden den Landweg mit dem Wasserweg. Man kann unterscheiden in natürliche Häfen und Häfen, die künstlich angelegt wurden. Sie bieten die nötige technische Ausstattung zur Be- und Entladung von Schiffen. Damit Schiffe überhaupt an Häfen anlegen können, muss die notwendige Infrastruktur gegeben sein, z.B. das Hafenbecken, Wasserwege oder Liegeplätze.
In jedem Hafen gibt es sogenannte Hafenagenturen, die grundsätzlich für die Verwaltung des Hafens zuständig sind und sich um die Versorgung der Schiffe und die Entsorgung von Abfällen der Schiffe kümmern.
Bei den baulichen Gegebenheiten differenziert man die Häfen in Tiefwasserhäfen, offene Tidenhäfen und Schleusen- sowie Dockhäfen. Ein Tiefwasserhafen ist - wie es der Name schon verrät - ein Hafen mit großer Wassertiefe. Den einzigen deutschen Tiefwasserhafen gibt es in Wilhelmshaven. In einem offenen Tidehafen ist der Wasserstand von den Gezeiten abhängig, wie beispielsweise der Hamburger Hafen. Genau diese Unterschiede des Wasserstandes durch Ebbe und Flut werden in einem Schleusen- bzw. Dockhafen durch eine Schleuse verhindert. Folglich besteht keine direkte Anbindung zum Meer. Ein Beispiel hierfür ist der Hafen Antwerpen. Häfen können außerdem weiter kategorisiert werden in geographische Lage, in Funktion und in bauliche Gegebenheiten:
Bezüglich der geographischen Lage von Häfen unterscheidet man in Binnenhäfen, in (Hoch-) Seehäfen und in Binnenseehäfen.
Ein Binnenhafen ist ein Hafen, der an einem Fluss liegt, zum Beispiel in Frankfurt am Main. Ein (Hoch-)Seehafen, ist ein Hafen, der von Seeschiffen angelaufen werden kann, meist liegen also Seehäfen an der Küste. Aber auch an Flüssen und Kanälen – wenn diese genug Platz für große Seeschiffe bieten – ist ein Seehafen möglich. Ein Beispiel für einen (Hoch-) Seehafen ist der Hamburger Hafen. Unter einem Binnenseehafen versteht man einen Hafen, der an einem See liegt, ohne eine direkte Verbindung zum Meer. Beispielsweise der Hafen in Lindau am Bodensee.
Funktionell ist die Aufstellung der Häfen breit gefächert. Wie in der Grafik erkennbar wird, gibt es viele verschiedene Arten, die für spezifische Bereiche der Schiffsfahrt ausgelegt sind. Gerade in der Hochseekreuzfahrt müssen die Gegebenheiten der Häfen an die Reedereien angepasst werden. Um auch den gigantischen Kreuzfahrtschiffen eine Anlegemöglichkeit zu gewährleisten, wurde das Konzept der Kreuzfahrthäfen implementiert:
Unter Kreuzfahrthafen versteht man einen Hafen, der speziell für Kreuzfahrtschiffe und deren Be- und Entladung konzipiert wurde und mehrere Anlegeplätze bereithält.
Zweck
An- und Abreise von Passagieren
Versorgung des Schiffes mit Lebensmitteln, Frischwasser und Treibstoff
Entsorgung von Abfällen
Möglichkeit zu Landgängen
Kreuzfahrthäfen in Deutschland
Hamburg
Bremerhaven
Rostock/Warnemünde
Kiel
Kreuzfahrtterminals
Zu fast jedem Kreuzfahrthafen zählt heutzutage ein Kreuzfahrtterminal. Diese Terminals sind in erster Linie zuständig für die Abfertigung von Passagieren. Dies umfasst das Check-In und Check-Out, sowie die Gepäckorganisation. Meist befindet sich in der Nähe des Kreuzfahrtterminals ein Hotel, ein Restaurant, eine Tourismuszentrale und gelegentlich ein Zollamt.
Tendern
Es ist jedoch wichtig zu unterscheiden, wo genau das Schiff anlegt. Alternativ zum normalen Anlegen am Pier gibt es die Möglichkeit zu „Tendern“. Hierbei legt das Schiff vor dem Hafen den Anker und die Passagiere werden mit kleineren Zubringerbooten zum eigentlichen Hafen gebracht. Ein Tenderboot ist hierbei nicht etwa ein kleines Schlauchboot, sondern meist modern, motorbetrieben und hat Platz für etwa 150 – 200 Passagiere. Teilweise sind die Tenderboote sogar die Rettungsboote des Schiffes, es gibt aber auch externe Tenderagenturen, die Boote bereitstellen. Das Übersetzen dauert im Durchschnitt rund 20-30 Minuten und ist in der Regel im Preis inkludiert.
Tendern ist notwendig, wenn zum Beispiel die Wassertiefe für die großen Kreuzfahrtschiffe im Hafen selbst zu niedrig ist, die Liegeplätze im Kreuzfahrthafen begrenzt sind oder der Hafen lediglich für Containerschiffe geeignet ist.
Inseln bei Hochseekreuzfahrten
Denkt man an die Anfahrthäfen von Kreuzfahrten, stellt sich schnell das Bild von überfüllten, bekannten Häfen ein. Doch je nach Reederei gibt es auch noch eine exklusivere Inselauswahl, bei der sich eine Insel im Besitz des jeweiligen Anbieters befindet. Folglich ist der Zugang für herkömmliche Touristen nicht möglich und es entsteht ein Gefühl von mehr Privatsphäre und Exklusivität für die Passagiere.
Ein Beispiel für diese besonderen Inseln ist „Ocean Cay“. Das ist eine private, künstlich angelegte Insel. Sie gehört zu den Bahamas und ist aktuell im Besitz der Kreuzfahrtgesellschaft MSC Cruises und ist somit exklusiv von MSC Schiffen anfahrbar.
„Ocean Cay“ bietet eine breitgefächerte Auswahl an Freizeitaktivitäten – wie beispielsweise Stand-Up Paddling, Kayak- und Schnorcheltouren. Zusätzlich wird in zahlreichen Bars und Restaurant für das leibliche Wohl gesorgt.
Eine weitere Insel, die einer Kreuzfahrtgesellschaft gehört, ist „Catalina Island“ von Costa Cruises. Wieder einmal liegt die Insel in der Karibik – südlich der Dominikanischen Republik – und ist exklusiv für diese Reederei zugänglich.
Im Gegensatz zu „Ocean Cay“, ist diese Insel weitestgehend unberührt, weshalb nur kleine Restaurants und Bars von Einheimischen zu finden sind. Der Hauptfokus liegt somit auf der Natur, wie das Schwimmen im Meer und das Sonnenbaden am Strand. Abgesehen von Schnorchel- und Tauchtouren sind auch Katamaranausflüge buchbar.
Die Kreuzfahrtgesellschaft Royal Caribbean International besitzt ebenfalls eine private Insel namens „Coco Cay“, die den Bahamas angehört. Sie wird ebenso nur von Schiffen der eigenen Reederei angefahren.
Auf „Coco Cay“ befindet sich ein riesiger Wasserpark mit unzähligen Wasserrutschen und verschiedenen Arten von Pools. Als Highlight führt eine ZIP-Line über die Hälfte der Insel, bei der aus einem (daran befestigten) Heißluftballon die Aussicht genossen werden kann. Um eine gleichmäßige touristische Verteilung und ein Gefühl von Privatspähre zu ermöglichen, gibt es eine Auswahl von vier verschiedenen Stränden. Neben den Bars und Restaurant gehört unter anderem ein Wasserpark zur Infrastruktur der Insel.
Neben „Coco Cay“ und einer weiteren Insel ist die Reederei Royal Caribbean im Besitz eines weiteren privaten Resorts. Dieses ist die neuste Errungenschaft der Kreuzfahrtgesellschaft und - wie bei allen anderen Inseln - nur für die eigenen Schiffe szugänglich. Es handelt sich dabei um eine private Insel namens „Lelepa“, die zum Inselstaat Vanuatu zählt. Sie ist die erste und somit auch die einzigste private Kreuzfahrtinsel auf der Südhalbkugel.
Um der Klimadebatte gerecht zu werden, wirbt Royal Caribbean damit, das Ökosystem der Insel aufrechtzuerhalten und somit die erste klimaneutrale Privatdestination zu werden. Die Eröffnung Lelepas ist im Jahr 2022 geplant.