Der Flughafen Memmingen und der Flughafen Friedrichshafen sind zwei im Süden Deutschlands gelegene Flughäfen. Nur 65 Kilometer Luftlinie trennen die beiden Flughäfen voneinander, die unter der Kategorie Regionalflughafen verstanden werden. Obwohl sie sich vom Kernprodukt nicht allzu sehr unterscheiden, gibt es dennoch deutliche Unterschiede bezüglich der operierenden Fluggesellschaften, bei den Geschäfts- und Passagierzahlen als auch bei der Infrastruktur der beiden Flughäfen. Des Weiteren wird eine Prognose für die jeweiligen Flughäfen abgegeben.
Der Flughafen Memmingen ist der Verkehrsflughafen der Stadt Memmingen in Oberschwaben und wird mit dem IATA-Code FMM gekennzeichnet. Nach München und Nürnberg ist der Allgäu Flughafen Memmingen der kleinste von den insgesamt drei bayerischen Flughäfen, aber der höchstgelegenste mit 629 Meter über dem Meeresspiegel. 1935 wurde der Flughafen als Militärflugplatz für das Kampfgeschwader des dritten Reiches erbaut und wurde bis 2003 als Fliegerhorst der Luftwaffe genutzt. Im Jahr 2004 bekam er seine Zulassung als Verkehrsflughafen und seit dem Jahr 2007 starten die ersten Linienflüge von dem Flughafen aus.
Der Flughafen Friedrichshafen, auch bekannt unter dem Namen Bodensee-Airport, ist der Verkehrsflughafen der gleichnamigen Stadt Friedrichshafen am Bodensee und wird mit dem IATA-Code FDH gekennzeichnet. Im Jahr 1913 wurde der südlichste Flughafen Deutschlands als Ausbildungsplatz für Luftschiffsbesatzungen erbaut und bis 1992 militärisch genutzt. Im Jahr 1994 wurde der Flughafen aufgerüstet, wodurch er zu einem Verkehrsflughafen aufgestuft wurde.
Der Memminger Flughafen hat eine Start- und Landebahn mit einer Länge von 2981 Meter vorzuweisen, welche in den letzten Jahren immer weiter ausgebaut wurde. Zuvor stand sie stark in der Kritik, da sie viele Sicherheitsmängel aufwies, wie zum Beispiel eine fehlende Beleuchtung. Des Weiteren ist die Ausrichtung der Landebahn 06/24. Dabei ist ein Präszisionsanflug mit dem Instrumentenlandesystem (ILS) in Memmingen nur in Richtung 24 möglich, während in die Richtung 06 bislang nur Nicht-Präszionsanflüge durchgeführt werden können. Des Weiteren hat Memmingen eine Kapazität von 2 Millionen Passagieren pro Jahr vorzuweisen bei 8 Abfluggates. Auch hat der Flughafen mehrere gastronomische Einrichtungen und ein Duty-Free-Shop zu bieten.
Infrastruktur Flughafen Friedrichshafen
Die Start- und Landebahn in Friedrichshafen hat eine Ausrichtung von 06/24 vorzuweisen. Jedoch weist die Bahn nur eine Länge von 2356 Meter auf und ist somit deutlich kürzer als die Start- und Landebahn des Memminger Flughafens. In Friedrichshafen hingegen existiert ein Präszisionsanflug mit dem Instrumentenlandesystem ILS in beide Richtungen 06/24. Zudem hat der Flughafen Friedrichshafen 7 Abfluggates und drei gastronomische Einrichtungen sowie einen Duty-Free-Shop vorzuweisen. Außerdem hat der Flughafen eine Kapazität von 1,5 Millionen Passagieren pro Jahr darzubieten.
Bei den Besitzverhältnissen stellt der Flughafen Memmingen eine seltene Ausnahme unter den Regionalflughäfen dar. Während die meisten Regionalflughäfen zur Mehrheit im öffentlichen Besitz sind, gehören 69% der Anteile des Memminger Flughafens privaten Unternehmen aus der Region. Lediglich 31% der Anteile sind im Besitz der Betreibergesellschaft Allgäu Airport GmbH & Co. KG.
Der Friedrichshafener Flughafen fügt sich im Gegensatz zu dem Memminger Flughafen der Regel und weist einen gleichmäßigen Anteil von jeweils 39% für die Stadt Friedrichshafen und dem Landkreis Bodenseekreis auf. Außerdem fallen 6% der Anteile dem Land Baden-Württemberg zu. Lediglich 16% der Anteile werden unter privaten Unternehmen aufgeteilt.
Der Flughafen Memmingen zeigt seit dem Jahr 2014 eine jährliche positive Entwicklung der Passagierzahlen und konnte im Jahr 2019 eine Passagierzahl von 1.722.764 verzeichnen. So hat der Flughafen erstmals seit 2017 ein positives Jahresergebnis, nachdem zuvor jahrelang Defizite erwirtschaftet wurden. Auch die Anzahl der Flugbewegungen steigt seit dem Jahr 2017 stetig an und konnte im Jahr 2019 eine Flugbewegung von 23.341 erzielen.
Für den Flughafen Friedrichshafen sehen die Zahlen weniger positiv aus: Der Flughafen weist nur knapp 1/3 der Passagiere des Memminger Flughafens mit 489.921 Passagieren im Jahr 2019 auf. Mit einer Ausnahme im Jahr 2018 ist ein stetiger Nachfragerückgang zu verzeichnen, so dass der Flughafen seit 2006 negative Geschäftszahlen erzielt und im Jahr 2019 einen Jahresfehlbetrag von -2.767.000 € aufweist. Auffällig ist jedoch, dass die Flugbewegungen mit 32.438 deutlich höher sind als die vom Flughafen Memmingen.
Informationen zum Flugplan des Flughafens von Memmingen
Der Flughafen Memmingen weist einen Flugplan von über 40 Destinationen auf, welche vor allem im Mittelmeerraum oder in Osteuropa liegen. Dabei werden innerdeutsche Verbindungen von dem Memminger Flughafen nicht angeboten. Die mit Abstand wichtigsten Fluggesellschaften in Memmingen sind zum einen die ungarische Billigfluggesellschaft WizzAir und der bekannten irischen Billigfluggesellschaft Ryanair. Dabei werden bis auf zwei Destinationen alle Ziele von WizzAir und Ryanair abgedeckt. Jeweils eine Verbindung von und nach Memmingen haben die Fluggesellschaften Blue Islands und Peoples. Ryanair hat auf dem Flughafen Memmingen im Jahr 2017 eine Basis eingerichtet und ein Flugzeug dort stationiert. Seit 2019 ist eine weitere Ryanair-Maschine in Memmingen stationiert. Zudem hat die Fluggesellschaft inzwischen 70 Mitarbeiter am Memminger Flughafen angestellt.
Informationen zum Flugplan des Flughafens von Friedrichshafen
Von Friedrichshafen werden lediglich 15 Destinationen angeboten und durchgeführt. Neben der nordmazedonischen Hauptstadt Skopje ist vor allem Frankfurt eines der meistbeflogenen Ziele. Zusätzlich gibt es noch Verbindungen von und zu verschiedenen Zielen in Spanien, der Türkei oder Griechenland. Dabei werden die meisten Verbindungen von der türkischen Billigfluggesellschaft Corendon durchgeführt. Wie auch am Flughafen Memmingen bedienen die Billigfluggesellschaften WizzAir und Ryanair auch am Friedrichshafener Flughafen einzelne Verbindungen. Die einzige innerdeutsche Verbindung von und nach Frankfurt wird von der Lufthansa als Zubringer geflogen. Des Weiteren hat heute hat keine Fluggesellschaft ihre Basis am Flughafen Friedrichshafen. Die VLM Airlines hatte für wenige Monate im Jahr 2016 eine Basis am Friedrichshafer Flughafen, jedoch ging diese Fluggesellschaft kurz danach insolvent. Inzwischen hat lediglich die Deutsche Zeppelin Reederei ihre Basis auf dem Flughafengelände.
Prognose Flughafen Memmingen
Nachdem der Flughafen Memmingen in den letzten Jahren erneuert und ausgebaut wurde, haben die Betreiber in naher Zukunft verschiedene Erweiterungen geplant. Zum einen soll das Instrumentenlandesystem (ILS) auch in Anflugrichtung 06 ausgebaut werden. Zum anderen wird eine Vergrößerung der Gepäckhalle geplant. Des Weiteren sollen freie Flächen zur gewerblichen Nutzung von luftfahrtnahen Unternehmen freigegeben werden. Auch auf Grund der positiven Entwicklung der Passagieranzahl in den letzten Jahren wird weiterhin mit einer Nachfrageerhöhung gerechnet. Außerdem ist der Flughafen Memmingen eine wichtige Luftbrücke für Pfleger, Krankenschwestern und Erntehelfer zwischen Osteuropa und Süddeutschland, die vor allem die kostengünstigen und schnellen Verbindungen zu schätzen wissen.
Zukunftsaussicht Flughafen Friedrichshafen
Der stetige Rückgang der Passagierzahlen des Flughafens Friedrichshafen sorgt für weitere zukünftige finanzielle Probleme. Um die Zukunft beurteilen zu können, wurde ein Gutachten erstellt, welches darlegt, dass bis zum Jahr 2030 circa 30 Millionen Euro Darlehen benötigt werden, um vor allem dringend notwendige Investitionen tätigen zu können. Das Gutachten hat zudem aufgezeigt, dass der Flughafen Friedrichshafen dennoch wichtig für die Region in wirtschaftlicher, industrieller aber auch in touristischer Hinsicht wichtig ist. Zudem wird davon ausgegangen, dass eine Anbindung durch Straßen oder Bahn verbessert wird. Dies sind die Gründe für eine Fortführung des Betriebs am Flughafens Friedrichshafen. Dennoch soll sich die Lage durch den Ausbau des Aviation-Bereichs sowie drastischen Kostensenkungen im Non-Aviation-Bereich verbessern.
Video zu dem Ausbau der Start- und Landebahn am Regionalflughafen Memmingen