Der deutsche Luftverkehr verbucht weiterhin starke Umsatzzahlen und ein stetiges Wachstum im Passagieraufkommen wird weiterhin über die Jahre erwartet. Auch das Frachtaufkommen wird positiv betrachtet. Ein globaler Zuwachs im weltweiten Passagieraufkommen kann verbucht werden, insbesondere im asiatischen Raum. Die folgenden Kennzahlen verhelfen zur Betrachtung der einzelnen betriebswirtschaftlichen Faktoren der Luftverkehrsbranche.
Erläuterung
Die Kennzahl SKO (Seat Kilometers Offered) beschreibt die angebotene Beförderungskapazität, also die angebotenen Sitzplätze. Eine weitere Schreibweise ist zudem PKO (Passenger Kilometers Offered) und ASK (Available Seat Kilometer). Letztere wird beispielsweise in den USA als ASM, Available Seat Miles, angegeben. Hierbei zählt eine Einheit als ein zum Verkauf stehender Sitzplatz, der ein Kilometer geflogen wird.
Formel
SKO bzw. ASK= Anzahl der angebotenen Sitzplätze x Gesamtanzahl der geflogenen Distanz
Beispiel
Ein Flugzeug mit 300 angebotenen Sitzplätzen fliegt eine Distanz über 1.000 Kilometer und generiert somit einen SKO bzw. ASK von 300.000. Können jedoch nur 250 der möglichen 300 Sitzplätze angeboten werden (beispielsweise aus technischen Gründen), so erhält dieser Flug einen SKO von 250.000.
Vor- und Nachteile
Vorteile:
Die Kennzahl gibt Auskunft über die angebotenen Beförderungskapazität eines Fluges und könnte die allgemeine angebotene Beförderungskapazität der Fluggesellschaft erklären.
Nachteile:
Manchmal ist eine Fluggesellschaft beispielsweise aus technischen Gründen gefordert nur 250 anstatt der 300 möglichen Sitzplätze anzubieten. Daher gibt die Kennzahl nicht genaue Auskunft über die tatsächliche und mögliche Lage und tatsächliche Beförderungskapazität. Es wird nur eine Leistungsmöglichkeit dargestellt. Zudem wird meistens die Distanz zweier Orte auch nur theoretisch betrachtet.
Erläuterung
Die Revenue Passenger Kilometer (RPK) ist eine Kennzahl aus dem kommerziellen Personentransport und misst das Volumen von Passagieren, die durch eine Fluggesellschaft transportiert wurden, also bereits für den Flug gezahlt haben. Ein RPK wurde erzielt, sobald ein Passagier einen Kilometer transportiert wurde. Mitarbeiter, die mit vergünstigten Tickets fliegen sowie Kinder, die nicht auf ihrem eigenen Sitzplatz sitzen, werden nicht mit bewertet.
Formel
Revenue Passenger Kilometer (RPK)= Passagieranzahl auf einem durchgeführten Flug x Länge der Strecke
Beispiel
Eine kleine Fluggesellschaft hat ein Passagieraufkommen von 246.555 in einem Jahr. Die zu kalkulierende Route beträgt 523 Kilometer. Der RPK eines Jahres beträgt demnach 128.948.265.
Vor- und Nachteile
Vorteile:
- der RPK beschreibt die wesentlichen Anteile der "Produktion" einer Fluggesellschaft
- Zudem kann es die Umsätze und Kosten von bestimmten Einheiten messen
Nachteile:
- Gefahr der Kalkulierung von Mitarbeitern, die zu besonderen Konditionen fliegen
- trotzdem sehr allgemein, da geflogene Distanz theoretisch betrachtet wird
Erläuterung
Der SLF, oder auch die Sitzauslastung, agiert als eine der wichtigsten Kennzahlen im Luftverkehr, da sie die Auslastung der eingesetzten Transportmittel innerhalb eines Zeitraums oder auf einer Strecke sowie in einem Streckennetz aufzeigt. Sprich, es wird dargestellt welcher Anteil der Sitze in einem Flugzeug durch einen Passagier besetzt war. Die Kennzahl wird zudem für drei Bereiche genutzt, demnach dreifach angezeigt:
1.) das gesamte Streckennetz
2.) Interkontinentalflüge
3.) Kontinentale Streckennetz
Formel
SLF= RPK / SKO x 100%
Beispiel
Eine Fluggesellschaft hat fünf Linienflüge an einem Tag mit einer zu fliegenden Distanz von jeweils 200 Kilometern. Es wird hierzu ein Flugzeug genutzt mit einer Beförderungskapazität von 100 Sitzplätzen. Es werden 60 Tickets je Flug verkauft.
Vor- und Nachteile
Vorteile:
- Erläutert, ob die Flotte einer Fluggesellschaft effizient genutzt wird oder beispielsweise ihre Kapazitätsgrenzen erreicht hat
- Darstellung der Entwicklung des Unternehmens im Jahres- oder Saisonvergleich
- Häufig genutzte Größe, um Entwicklung auf unterschiedlichen luftverkehrsmärkten zu analysieren
- Gibt Auskunft über den Break-Even-Point
Nachteile:
- zeigt nur teilweise Folgerungen bezüglich der Wirtschaftlichkeit einer Fluggesellschaft auf, da Faktoren wie Ticketpreis, Kosten und weitere finanzrelevanten Zahlen nicht mit in die Kalkulation einbezogen werden
- leicht manipulierbar
Erläuterung
Die Kennzahl zeigt die tatsächliche Beförderungsleistung und die Kilometer der ertragbringenden Passagiere bzw. Personen auf. Demnach wird unterschieden unter Passagier- und Personenkilometer.
Bei den Personenkilometern wird die Besatzung des Flugzeuges hinzukalkuliert. Eine weitere gängige Schreibweise dieser Kennzahl ist "Passenger Kilometer Transported" (PKT).
Je nach Verkehrsgebiet wird der PKm auch als Passagiermeile (PM) angegeben (eine Meile = 1,852 Kilometer). Zudem wird die Größe in den wirtschaftlichen und statistischen Erhebungen der Verkehrsverbünde und -behörden eingetragen.
Formel
PKT= Anzahl der Passagiere x geflogene Distanz
Beispiel
300 Fluggäste flogen eine Distanz von 10.000 Kilometern. Demnach wurden 3 Millionen Passagierkilometer erflogen.
Auf dem Flug waren zudem 12 Besatzungsmitglieder tätig. Die Personenkilometer belaufen sich dann auf 3,12 Millionen.
Vor- und Nachteile
Vorteile:
- die Verkehrsleistung des Fluges kann ermittelt werden.
- Vergleich von Fluggesellschaften durch Kennzahl möglich
- gilt als aussagekräftiger als bspw. Umsatz, Flottengröße oder Anzahl Destinationen
Nachteile:
Die Distanz zwischen zwei Orten wird nur theoretisch festgelegt, ermittelt demnach keine exakte Aussage.
Erläuterung
Diese Kennzahl wird in Cent berechnet und ermittelt den Durchschnittserlös je Revenue Passenger Kilometer (siehe oben).
Formel
Durchschnittserlös je RPK= Passagierumsatz aus 12 Monaten / RPK
Beispiel
Die oben genannte Fluggesellschaft hat einen Umsatz von 21.327.008 Euro in einem Jahr erflogen und möchte nun den Durchschnittserlös je RPK berechnen. Hierzu wird der Umsatz durch den oben kalkulierten RPK dividiert und ein Durchschnittserlös von 0,165 RPK ermittelt, also 0,16 Euro per RPK.
Erläuterung
Die Kennzahl gibt eine Information zur strategischen Ausrichtung einer Fluggesellschaft und ihrem Streckennetz.
Formel
Durchschnittliche Transportstrecke je Fluggast= Verkaufte Sitzkilometer / Zahl der Fluggäste
Beispiel
Eine Fluggesellschaft verkauft 100 Milliarden Sitzkilometer und transportiert 50 Millionen Fluggäste. Dies erwirtschaftet eine durchschnittliche Transportstrecke je Fluggast von 2.000. Eine relativ kurze Transportstrecke kann auf ein Streckennetz mit regionalen oder kontinentalen Destinationen hindeuten. Zudem verhilft die Kennzahl zu anderen Interpretationen anderer Kennzahlen, wie beispielsweise dem Sitzladefaktor. So könnte man bei einer kurzen Transportstrecke einen eher geringen Sitzladefaktor und einen höheren Durchschnittserlös pro verkauftem Sitzkilometer für wahrscheinlich halten.
Vor- und Nachteile
Vorteile:
- zeigt die strategische Ausrichtung der Fluggesellschaft auf
- Möglichkeit der Erklärung der allgemeinen Ertragsstruktur der Fluggesellschaft
Nachteile:
- keine qualitative Aussagekraft, weil die totale Distanz keine Auskunft über die tatsächlich erwirtschafteten Erträge gibt
- zudem herrscht eine Begrenzung des praktische Gebrauchs
Erläuterung
Diese Kennzahl ist abhängig von der Anzahl der Sitzplätze in einem Flugzeug und nicht von der Anzahl der Passagiere an Bord. Normalerweise ist ein Mitarbeiter zuständig für 4 bis 16 Sitzplätze in der Economy Class, dies variiert jedoch je Fluggesellschaft. Bezüglich der First Class ist zu sagen, dass mindestens ein/e Flugbegleiter/in für diese eingeteilt ist.
Erläuterung
Der Verkehrserlös zeigt die erzielten Erträge durch den Verkauf von Flugtickets und beispielsweise durch die Beförderung und Zuschläge von Gepäck, auf. Beispielsweise bei einem Flughafen werden die Verkehrserlöse in Verkehrseinnahmen und kommerzielle Einnahmen unterteilt. Demnach werden die Verkehrseinnahmen durch die Aktivitäten des Aviation-Geschäftsfeldes und den Bodenverkehrsdiensten generiert durch z.B. Landegebühren oder Abfertigungsgebühren aus dem Ground-Handling-Geschäftsfeld. Kommerzielle Einnahmen werden zudem in dem Bereich Non-Aviation gewonnen, da entweder eigene Geschäfte Gewinn generieren oder durch Einzelhändler, die eine Miete für ihr Geschäft zahlen müssen. Die Berechnung der Kennzahl erfolgt, indem man die Verkaufspreise mit den Absatzmengen multipliziert.
Formel
Verkaufserlös= Verkaufte Mengen x Verkaufspreis
Erläuterung
Der Kerosinverbrauch pro Passagier ist eine Kennzahl, die aufzeigt wie viel Treibstoff pro Passagier auf einer zurückgelegten Strecke genutzt wurde. Generell gilt, dass Ferienfluggesellschaften meist einen geringeren Kerosinverbrauch aufweisen als Linienfluggesellschaften, da diese durch eine längere Planung und Buchung eine höhere Auslastung generieren können.
Formel
Kerosinverbrauch pro Passagier (auf 100 Passagierkilometer)= Gesamtanzahl verbrauchter Treibstoff/ zurückgelegte Passagierkilometer
Beispiel
Im Jahr 2014 erflogen die deutschen Fluggesellschaften Air Berlin, Lufthansa, Condor und TUIfly insgesamt 303.459.315.168 Passagierkilometer. Zudem haben eben diese Fluggesellschaften 11.040.951.130 Liter Kerosin im Jahre 2015 verbraucht. Teilt man nun die Gesamtzahl des verbrauchten Kerosins durch die Gesamtzahl der zurückgelegten Passagierkilometer, so erhält man einen Wert von 3,64 Liter Kerosin pro 100 Passagierkilometer.
Die Deutsche Lufthansa erzielte einen durchschnittlichen Kerosinverbrauch von 3,84 Litern pro Passagier im Jahre 2014.
- Langstrecke (59%): 3,45 Liter pro 100 Passagierkilometer
- Mittelstrecke (26%): 3,99 Liter pro 100 Passagierkilometer
- Kurzstrecke (15%): 6,32 Liter pro 100 Passagierkilometer
Vor- und Nachteile
Vorteile:
Da diese Kennzahl einen Durchschnittswert berechnet, scheint er sehr niedrig und verhilft bei einem Gebrauch in Medien zu einer positiven Darstellung gegenüber der Öffentlichkeit.
Nachteile:
- Zu beachten ist, dass die Werte nur durchschnittlich bewerten
- verschiedene Flugstrecken haben auch unterschiedliche Verbrauchswerte
- Lang-, Mittel- und Kurzstrecken müssen unterschiedlich betrachtet werden
- die jeweiligen Flugzeugtypen haben zudem einen anderen Kerosinverbrauch
Erläuterung
Es herrscht eine Analogie von den verkauften Fracht- und Tonnenkilometern (sobald die insgesamt erzielte Tonnage gemeint ist) zu den im Passagiergeschäft ermittelten und verkauften Sitzkilometern (RPK).
Formel
Verkaufte Fracht- und Tonnenkilometer= Gegen Zahlung transportierte Fracht und Post x durchschnittliche Transportstrecke je Tonne in Kilometer
Beispiel
Eine Fluggesellschaft verkauft 1,5 Millionen Fracht- Tonnenkilometer. Nun wird diese mit der durchschnittlichen Transportstrecke je Tonne multipliziert, welche 5.000 Kilometer betrug. Demnach wurden 7,5 Milliarden Fracht- und Tonnenkilometer verkauft.
Vor- und Nachteile
Vorteile:
- agiert als Grundbegriff der Luftfracht
- bessere Darstellung des Umfangs der Leistung an Fracht im Gegensatz zur einfachen Berechnung der Tonnage
- ermöglicht eine Vergleichbarkeit mit anderen Fluggesellschaften
Nachteile:
- verfügt über keine qualitative Aussagekraft, da keine Berücksichtigung der erwirtschafteten Erträge erfolgt
- demnach nur in Verbindung mit anderen Kennzahlen möglich
- Im Falle von Akquisitionen verlaufen Veränderungen oft intransparent