Wie kommt man im Luftverkehr von A nach B? Eine Strecke zwischen zwei Flughäfen kann mit unterschiedlichen Streckennetzkonzepten durchgeführt werden. Einerseits kann man mit einer Direktverbindung als Reisender ans Ziel gebracht werden und andererseits mithilfe einer Umsteigeverbindung über ein zentrales Drehkreuz. Doch wie genau sind die Streckennetztypen Point-to-Point und Hub and Spoke definiert?
Point-to-Point
Unter Point-to-Point, welches auf Deutsch auch als Punkt-zu-Punkt Verbindung bezeichnet wird, versteht man den direkten Verkehr von einer Stadt zu einer anderen. Dabei wird der Abflugort als die „Origin“ und der Zielort als die „Destination“ bezeichnet. Es handelt sich also um den Flugverkehr zwischen Origin und Destination. Diese Strecken werden ohne eine Zwischenlandung und weitere Umstiege bedient. Viele Fluggesellschaften wenden das Point-to-Point Konzept dann an, wenn eine hohe Nachfrage zwischen Origin und Destination besteht. Das bedeutet, es muss berücksichtigt werden, dass zwischen zwei Orten eine gewisse Mindestnachfrage gegeben sein muss. Die Auslastung der Kapazität kann bei diesem Konzept nur über die Frequenz der eingesetzten Flüge und über die Größe des Flugzeugmodelles gesteuert werden. Typischerweise kommt das Point-to-Point System oft bei Ferienfluggesellschaften und Billigfluggesellschaften zum Einsatz.
Berechnung
Das System erfordert, mit einer zunehmenden Anzahl an Flughäfen, eine schnell ansteigende Zahl an Ressourcen. Um zu berechnen, wie viele Verbindungen notwendig sind um eine bestimmte Anzahl an Flughäfen im Punkt zu Punkt Verkehr miteinander zu verbinden, wird folgende Formel benutzt:
n steht hierbei für die Anzahl an Flughäfen die miteinander verbunden werden sollen.
Das bedeutet, es werden insgesamt 30 Flüge bzw. 15 Strecken benötigt um nur sechs Flughäfen miteinander verbinden zu können. Dies erfordert hohe Ressourcen wie zum Beispiel Start und Landerlaubnis an jedem Flughafen.
Vorteile
Ein Vorteil besteht darin, dass Passagieren nur Non-Stop Flüge angeboten werden. Das heißt es entfallen für den Reisenden Umsteigezeiten an anderen Flughäfen und die Reisezeit ist kürzer. Da es keine Zwischenflughäfen gibt, die angeflogen werden müssen, entfällt auch das Risiko einen Anschlussflug zu verpassen und potentielle Unannehmlichkeiten werden vermieden.
Nachteile
Wie an der Beispielrechnung erkennbar ist, werden viele Verbindungen benötigt, um eine Anzahl an Flughäfen miteinander zu verbinden. Dies wiederum bedarf einer hohen Anzahl an Ressourcen. Des Weiteren ist die Auslastung der Kapazität nur über die Frequenz der angesetzten Flüge und über die Größe des Flugzeugmodelles steuerbar.
Hub and Spoke
Der Ausdruck Hub and Spoke kommt aus dem Englischen und lässt sich folgendermaßen ins deutsche übersetzen: „Hub“ heißt Nabe und „Spoke“ bedeutet Speiche. Damit indiziert der Name auch direkt die Funktionsweise des Hub and Spoke Streckennetzkonzepts. Denn bei Hub and Spoke werden die Passagiere aus verschiedenen Regionen zunächst zu einem zentralen Knotenpunkt (Nabe bzw. Hub) gebracht, dort dann auf die verschiedenen Zielregionen aufgeteilt und schließlich von dem Knotenpunkt in die Zielregion befördert.
Das System ist also der Verkehr zwischen Origin und Destination über ein zentrales Drehkreuz. In diesem System gibt es Zubringerflüge, welche von kleinen Flughäfen oder Regionen mit geringem Verkehrsaufkommen Passagiere zu dem zentralen Drehkreuz befördern. Diese Flüge aus unterschiedlichen Origins werden am Hub gebündelt. So entsteht die Möglichkeit (Umsteige-)Verbindungen zwischen Origin und Destination anzubieten, die im Point-to-Point System nicht wirtschaftlich wären. Der Grund dafür ist, dass beim Hub and Spoke System sowohl die Nachfrage zwischen Origin and Destination, als auch die Nachfrage von und zu den Zu- und Abbringerflügen relevant ist.
Berechnung
Um die Anzahl der notwendigen Flüge, um eine Anzahl an Flughäfen miteinander verbinden zu können, braucht man folgende Formel:
n steht hierbei für die Anzahl an Flughäfen die miteinander verbunden werden sollen. Sollen vier Flughäfen miteinander über einen Hub verbunden werden, lautet die Rechnung folgendermaßen:
Somit kommt man auf das Ergebnis, dass acht Flüge bzw. vier Strecken benötigt werden um vier Flughäfen über einen Hub miteinander zu verbinden.
Des Weiteren kann man errechnen wie viele mögliche Verbindungen es geben kann. Die Formel lautet hier:
Mit der gleichen Annahme ergibt dies den folgenden Rechenweg:
Das bedeutet, mit nur vier Flughäfen und einem Drehkreuz können 20 unterschiedliche Verbindungen angeboten werden.
Vorteile
Im Hub and Spoke System ist es möglich durch die sogenannte Einsparungseffekte, Strecken mit einem geringen Passagieraufkommen anzubieten. Einsparungseffekte werden zum Beispiel durch den Einsatz eines größeren Flugzeugmodelles bei gleichzeitig besserer Auslastung und geringeren Stückkosten erzielt. Außerdem sind im Vergleich zu dem Point-to-Point System weniger Verbindungen nötig, um eine bestimmte Anzahl an Flughäfen miteinander zu verbinden. Ebenso ermöglicht dieses Streckennetzkonzept eine hohe Bedienfrequenz von Flugstrecken, welche für die Passagiere attraktiv sind.
Nachteile
Durch die Beispielrechnungen wird deutlich, dass das System eine sehr komplexe Planung erfordert, wenn die eintreffenden Flüge an einem Drehkreuz optimal auf die ausgehenden Flüge abgestimmt werden sollen. Bei einer schlechten Planung bzw. einer schlechten Verbindung sind lange Umsteigezeiten möglich. Dies wiederum führt zu einer geringen Akzeptanz und Unzufriedenheit bei Kunden. Damit die Umsteigeverbindungen für die Passagiere so kurz wie möglich sind, folgen die Abflüge den Ankünften in einem möglichst kurzen zeitlichen Abstand. Dabei entstehen Bündelungen der Start- und Landebewegungen in sogenannten Knoten an den Flughäfen, die zu einem hohen Ressourcenbedarf und Kapazitätsengpässen in der Flughafeninfrastruktur führen können. Letztlich bergen kurze Umsteigezeiten allerdings auch das hohe Risiko einer Störung, denn schon der Ausfall von einzelnen Flügen kann das gesamte Strecken-System durcheinanderbringen.