Mobilität ist die Möglichkeit oder Fähigkeit, durch zeitliche und räumliche Ortsveränderungen das gewünschte Ziel zu erreichen. Im Gegensatz dazu ist Verkehr als realisierte Mobilität zu verstehen. Gerade im geschäftlichen Umfeld besteht Mobilität aus zwei Teilen: Reisen und Pendeln.
Mobilitätsmanagement bietet einen bedarfsorientierten Ansatz für die Personenbeförderung mit dem Ziel, eine effiziente, nachhaltige, umwelt- und sozialverträgliche Mobilität zu fördern.
Im Wesentlichen geht es darum, Modelländerungen zu fördern, um nachhaltigere Verkehrsmittel zu unterstützen, die praktikable Alternativen zum eigenen Auto darstellen können. Dabei kommt vor allem der städtische Verkehr in Betracht, da die ländliche Personenverkehrsinfrastruktur meist unterentwickelt ist und somit der städtische Verkehr mehr Angriffspunkte für Maßnahmen bietet. Deutschland ist Mitglied der European Mobile Management Plattform (EPOMM). Die Regierungen aller Mitgliedsstaaten beschäftigen sich mit diesem Thema. EPOMM koordiniert und fördert das Mobilitätsmanagement auf europäischer Ebene und dient auch als Plattform für den Erfahrungsaustausch.
Maßnahmen
Grundsätzlich lassen sich die Maßnahmen in zwei Kategorien einteilen. Zum einen gibt es angebotsorientierte Maßnahmen, die das Mobilitätsverhalten im Personenverkehr durch Kommunikation, Information oder Subvention beeinflussen. Die zweite Kategorie von Maßnahmen beschreibt restriktive Maßnahmen, die aktiv in die Mobilität durch eine Lenkungssteuer oder ordnungspolitische Handlungen eingreifen. Hierbei gilt es auch zu erwähnen, dass alle Maßnahmen, ob angebotsorientiert oder restriktiv, auf die Vermeidung, Verlagerung oder Verbesserung der Mobilität abzielen.
Angebotsorientierte Maßnahmen
Angebotsorientierte Maßnahmen erweitern die individuellen Mobilitätsmöglichkeiten durch zusätzliche Vergünstigungen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie zum einen einen direkten Einfluss auf die Mobilität des Einzelnen haben und zum anderen von der Akzeptanz der Betroffenen abhängig sind. Diese Maßnahmen versuchen, durch Pull-Effekte Anreize für die Zielgruppen zu schaffen. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen variiert jedoch stark je nach Reaktion der Zielgruppe auf das neue Angebot. Kommunikation, Information und Subvention sind Untergruppen angebotsorientierter Maßnahmen.
Die Kommunikation wird durch zielgruppengezielte und attraktive Marketingkampagnen oder durch eine personalisierte Ansprache von Zielgruppen ermöglicht. Die zweite Ebene angebotsorientierter Maßnahmen versucht die Zielgruppe durch Information zu beeinflussen. Es können mobilitätsrelevante Informationen bereitgestellt werden. Darunter fallen beispielsweise Erreichbarkeit, Transportoptionen, Verbindungsdetails, versteckte Kosten und externe Kosten. Dies kann zum Beispiel mit Hilfe von Stadtplänen, Abfahrtsfahrplänen oder dem Anzeigen möglicher Verspätungen auf Nahverkehrsstrecken erfolgen. Die dritte Möglichkeit, Anreize für eine nachhaltigere Mobilität zu schaffen, sind Subventionen. Monetäre Anreize werden geschaffen, indem für bestimmte Zielgruppen (z. B. Senioren oder Studenten) Rabatte für Nahverkehrstickets, verbrauchsabhängige Subventionen von Treibstoff oder Elektrofahrzeug-Subventionen gewährt werden. Dies geschieht hauptsächlich durch die Akteure des öffentlichen Sektors.
Restriktive Maßnahmen
Restriktive Maßnahmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie erstens direkte Auswirkungen auf die persönliche Mobilität haben und zweitens nichts mit der Akzeptanz der Betroffenen zu tun haben. Allerdings muss hier die Abhängigkeit von politischer Akzeptanz berücksichtigt werden, da individuelle oder kollektive Gewohnheiten meist als individuelle Freiheit interpretiert werden. Daher sind restriktive Maßnahmen generell unpopulär, aber für den langfristigen sozioökonomischen Mehrwert wichtig. So schieben Sie die Angesprochenen in die „richtige“ Richtung.
Mit der Lenkungssteuer lassen sich kurzfristige und wirksame Eingriffe in Verkehr und Mobilität beschreiben. Durch den finanziellen Aufwand bestimmter Mobilitätsoptionen erhöhen sie die Wirkung entsprechend der persönlichen Preiselastizität. Es ist wichtig, die soziale Dimension zu berücksichtigen, um Menschen mit niedrigeren Einkommen nicht zu benachteiligen. Ordnungspolitische Maßnahmen sind generierte Maßnahmen für kurzfristig wirksame Eingriffe in Verkehr und Mobilität. Diese sind jedoch schwer umzusetzen, da die notwendigen Kontrollen zu hohen politischen Kosten und Zeitaufwand führen. Ohne Kontrolle ist die Wirkung dieser Maßnahmen relativ gering. Der Zweck hier besteht darin, bestimmte Verkehrsoptionen aus einem individuellen Möglichkeitsraum zu entfernen. Um die Akzeptanz zu erhöhen, ohne das Gefühl der Wahlfreiheit zu beeinträchtigen, ist es wichtig, auf positive Aspekte und Alternativangebote hinzuweisen.
Alle Maßnahmen versuchen, das Mobilitätsverhalten zu beeinflussen, sei es das Verhalten einzelner Personen, bestimmter Gruppen oder der gesamten Gesellschaft. Alle Maßnahmen können und sollen nach Bedarf kombiniert werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass sich die Kombination von Push-Pull-Effekten am strategischen Gesamtziel orientieren sollte, um größtmögliche Synergieeffekte zu erzielen. Je präziser die definierten strategischen Ziele, desto präziser die Maßnahmen.
Besonderheiten des betrieblichen Mobilitätsmanagements
Das betriebliche Mobilitätsmanagement dient vor allem als praktisches Werkzeug für Unternehmen, um den eigenen Verkehrsbedarf systematisch zu analysieren und zu optimieren. Ziel ist es, die unterschiedlichen mobilen Bedürfnisse des Unternehmens und der Mitarbeiter mit relativ geringem Aufwand möglichst effizient zu erfüllen. Die Mobilität des Unternehmens setzt sich aus den folgenden vier Komponenten zusammen: erstens der Mobilität der Mitarbeiter im täglichen Pendelverkehr und zweitens der Geschäftsreisen. Der dritte Punkt ist das Flottenmanagement des Fuhrparks und der vierte Punkt ist die Einbeziehung von Gästen und Kundenverkehr.
Zu den Hauptzielen zählen hier auch die Vermeidung von Verkehr, die Verlagerung des Verkehrs oder die verträglichere Abwicklung des Verkehrs. Durch die zunehmende Nutzung virtueller Formate als Ersatz für reale Meetings und Events können beispielsweise Verkehrsstaus vermieden werden. Darüber hinaus tragen auch die Arbeitstage zu Hause zur Reduzierung von Pendler- und Dienstreisen bei. Lässt sich die Route nicht vermeiden, sollte die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, den Autoverkehr auf Busse und Bahnen, das Fahrrad oder auch zu Fuß umzuleiten. Durch den Einsatz von emissionsarmen Fahrzeugen können noch notwendige Autofahrten verträglicher abgewickelt werden.
Zahlen
Entfernung zur Arbeitsstätte
Der "Weg zur Arbeit"
Verkehrsaufkommen im Berufsverkehr in % (beförderte Personen)
Verkehrsleistung im Berufsverkehr in % (Personenkilometer)
[Verkehrsleistung = zurückgelegte Strecke * beförderte Personen in Tonnenkilometer]
Aufbau eines BMM
Einzelnen Schritte zur Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements für klein- und mittelständische Unternehmen, sowie große Unternehmen:
- Benennung Mobilitätsteam bzw. Mobilitätsbeauftragte(n)
→ Festlegung klarer Strukturen - Zielfestlegung
→ Durchführung einer Problemanalyse und Identifikation von Bereichen, in denen Betrieb aktiv werden muss (=operative Ziele) - Aufstellen eines Mobilitätsplans/Konzepts
→ Dokumentation von Rahmenbedingungen (Darstellung der Ausgangssituation, Definition von Verantwortlichkeiten, Ausarbeitung von Maßnahmen, Zeitplan) - Information und Integration der Beschäftigten
→ Steigerung der Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen und gleichzeitige Verbesserung des Images - Bestandsaufnahme
- Analyse der gewonnenen Daten
→ Bestimmung der geeigneten Maßnahmen und deren Potenzial - Entwicklung und Umsetzung geeigneter Maßnahmen
- Evaluation zur Kontrolle der Effektivität der Maßnahmen
→ Vergleich der Mobilitätsauswirkungen über einen längeren Zeitraum und Kontrolle der Effektivität - Integration in ein bestehendes Managementsystem
→ langfristigen Erfolg des betrieblichen Mobilitätsmanagements sicherstellen
Handlungsfelder im BMM
Das betriebliche Mobilitätsmanagement kann in konkrete Handlungsfelder untergliedert werden. Das erste Handlungsfeld stellt die Effizienzsteigerung im Fuhrpark dar. Dies kann zum Beispiel durch ein besseres Fuhrparkmanagement erreicht werden oder es können Fahrgemeinschaften eingebunden werden, um den PKW-Verkehr zu optimieren. Das dritte Handlungsfeld kann darin bestehen, die Nahmobilität durch Aufrüstung von Wegen zu fördern. Es können auch Verbesserungen in der Nutzung von Fahrrädern, zum Beispiel durch das Bereitstellen von hochwertigen Abstellmöglichkeiten, Umkleiden und Duschen, erfolgen. Jede Maßnahme sollte Informationen über Mobilitätsangebote enthalten, sodass die Mitarbeiter bestmöglich informiert sind. Dies kann über die Verbindungsinformationen in Intra- beziehungswese Internet oder durch persönliche Mobilitätsberatungen erfolgen. Die Maßnahmen können schließlich nur ihr volles Potenzial entfalten und für größtmöglichen Nutzen sorgen, wenn die Mitarbeiterin das Angebot auch kennen. Darüber hinaus können Arbeitstickets auch zur Förderung der Nutzung von Bussen und Bahnen eingesetzt werden. Gemäß dem ersten Punkt der Etablierung des betrieblichen Mobilitätsmanagement erfolgt als weitere Maßnahme die unternehmensinterne Organisation durch die Bildung einer Arbeitsgruppe oder Einzelperson. Das betriebliche Mobilitätsmanagement kann nur erfolgreich sein, wenn seine Maßnahmen von den relevanten Akteuren akzeptiert werden. Um akzeptiert zu werden, muss das Konzept kooperativ entwickelt werden.
Folgendes Video fasst die wichtigsten Informationen kurz zusammen:
"Gscheid mobil"
Seit 1999 beschäftigt sich die bayrische Landeshauptstadt München mit dem Thema "Mobilitätsmanagement". Das Potenzial für die zielgruppengerechte Ansprache und die Ausarbeitung von individuellen Maßnahmen spiegelt sich in den 400.000 Menschen wieder, welche täglich zu ihrer Arbeit in München pendeln. Ein weiteres Indiz hierfür ist die Tatsache, dass diese Zahl seit 2006 stetig steigt.
Aus diesem Grund wurde das städtische Förderprogramm "Gscheid mobil" ins Leben gerufen. Unternehmen aus München und dem gesamten Landkreis können daran teilnehmen und unter dem Slogan "unsere Stadt bewegt Menschen" agieren.
Die teilnehmenden Unternehmen und Betriebe nehmen an vier kostenlosen Seminaren zu den zentralen Verfahrensschritten zur Umsetzung des betrieblichen Mobilitätsmanagements teil. Darüber hinaus wurden vier halbtägige persönliche Beratungsgespräche in den jeweiligen Unternehmen durchgeführt. In ca. 10 Monaten wurden die Bedürfnisse der Mitarbeiter und des Managements lokalisiert und der Ansatzpunkt für Verbesserungen festgelegt.
Folgende Aspekte werden von den Mitarbeitern bei der erfolgreichen Einführung eines Mobilitätsmanagements als sehr wichtig, wichtig oder unwichtig eingestuft:
1: Unterstützung durch die Geschäftsleitung 2: Frühzeitige Aufstellung eines Mobilitätsteams 3: Integration der Mitarbeiter 4: Einbindung der relevanten Akteure |
5: Beratung durch externe Fachleute 6: Öffentlichkeitsarbeit/Mitarbeiterinformation 7: Pull-Maßnahmen 8: Push-Maßnahmen |