Prof. Dr. Axel Schulz - Ak_8_Carnival Corp (CCL)

Mit einer Flotte von 92 Schiffen ist Carnival Corporation & plc das weltweit größte Kreuzfahrtunternehmen. Das Unternehmen wurde 1972 von Ted Arison gegründet, sein Hauptsitz befindet sich in Miami. Seit August 2022 ist Josh Weinstein der neue CEO von Carnival Corporation, unter ihm stehen 150.000 Mitarbeiter auf der ganzen Welt. Das Unternehmen ist gleich auf zwei Börsen gelistet, zum einen auf der New York Stock Exchange (NYSE) und an der London Stock Exchange (LSE), jeweils unter dem Tickersymbol "CCL". Durch diese doppelte Notierung kann das Unternehmen sowohl in Europa als auch in den USA eine starke Präsenz zeigen und bekommt einen besseren Zugang zu Investoren.

Geschichte

Das Unternehmen wurde 1972 von Ted Arison, einem bereits verstorbenen Pionier der Kreuzfahrtindustrie, gegründet. Das Flaggschiff hatte den Namen Carnival Cruise Lines. Der Börsengang des Unternehmens startete 1987, nachdem Carnival zur beliebtesten Kreuzfahrtgesellschaft der Welt wurde. Dabei wurden 20% der Stammaktien gehandelt, wodurch das Unternehmen durch Akquisitionen wachsen konnte. Von 1989 bis 1998 erwarb Carnival den Premiumanbieter Holland America Line, die Luxusmarke Seabourn, Costa Cruises sowie den Premiumanbieter Cunard Line mit seiner Queen Mary 2. Im Jahr 2003 erfolgte dann die Fusion mit P&O Princess Cruises plc. Dadurch entstand das erste globale Kreuzfahrtunternehmen der Welt, welches zwölf bekannte Marken umfasste und zu einem der größten Freizeitreiseunternehmen der Welt machte. Das neueste Kreuzfahrtschiff, die Carnival Celebration, wurde 2022 in Dienst gestellt und ist das aktuelle Flaggschiff des Unternehmens.

Geschäftsmodell

Das Geschäftsmodell von Carnival lässt sich in vier Segmente unterteilen.

Wertangebote

Zum einen gibt es dort die Wertangebote, auch Value Propositions. Diese sind beispielsweise vielfältige Kreuzfahrterlebnisse, da die Carnival Corporation ein breites Spektrum an Kreuzfahrterlebnissen von Luxus- bis zu günstigeren Anbietern anbieten kann. Darüber hinaus gibt es durch diese breite Aufstellung auch eine riesige Auswahl an Reisezielen. An Bord wird stark in Unterhaltung und Aktivitäten investiert. Durch die unterschiedlichen Vorlieben der Kunden werden auch unterschiedliche Ausflüge, passend zu der jeweiligen Kundengruppe angeboten.

Geschäftsbereiche

Durch die verschiedenen Marken weltweit entstehen die beiden regionalen Geschäftsbereiche "Nordamerika" und "Europa, Australien und Asien". Der Geschäftsbereich "Nordamerika" enthält die Marken Carnival Cruise Lines, Holland America Line, Princess und Seabourn. Der Bereich "Europa, Australien und Asien" umfasst die Kreuzfahrtmarken AIDA, Costa, Cunard, Ibero, P&O Cruises (Australien) und P&O Cruises (Großbritannien).

Fundamentalanalyse

Umsatz- und Gewinnentwicklung

Umsatzentwicklung Carnival Corporation in Mrd. USD

Vor der COVID-19-Pandemie wies Carnival Corporation in der Umsatz- und Gewinnentwicklung ein stetiges Wachstum auf. Diese Entwicklung wurde durch die Erschließung neuer Märkte sowie die kontinuierliche Erweiterung der Flotte mit neuen Kreuzfahrtschiffen vorangetrieben. Es wurden nicht nur Umsätze durch den Ticketverkauf, sondern auch durch Ausflüge, Unterhaltungsangebote oder Spa-Behandlungen generiert. Bis 2019 verzeichnete das Unternehmen solide operative Margen sowie Nettogewinne, welche auf ein effizientes Kostenmanagement und eine starke Marktpositionierung hinwiesen. Wie auch jedes andere touristische Unternehmen litt auch Carnival Corporation unter den Folgen der Reisebeschränkungen und dem daraus resultierenden Rückgang der Kreuzfahrten, sodass erhebliche Verluste in Kauf genommen werden mussten. So wurden während der Pandemie Kredite aufgenommen und Anleihen ausgegeben. Durch die schrittweise Aufhebung der Reisebeschränkungen und die Entwicklung von Impfstoffen wurden auch die Kreuzfahrten langsam wieder aufgenommen, wodurch sich die Umsätze langsam wieder erholen konnten. Durch eine strengere Kostenkontrolle wurden nicht notwendige Ausgaben vermieden, so dass die finanziellen Auswirkungen etwas gemildert werden konnten. Die aktuelle Lage entspannt sich zusehends, da die Reisetätigkeit wieder zunimmt und die Umsätze wieder steigen. Dabei ist das Gewinnniveau von vor der Pandemie noch nicht erreicht, jedoch zeigen die Finanzberichte eine positive Tendenz zur allmählichen Rückkehr zur Rentabilität.

Bilanzen

Globalanalyse

Risikoanalyse

Trotz der aktuell guten Rahmenbedingungen bestehen weiterhin auch Risiken.

So besteht immer noch die Möglichkeit einer Rezession, welche eine Verringerung der Nachfrage von Luxusreisen wie Kreuzfahrten zur Folge hätte. Ein weiterer Faktor sind hohe Zinssätze, welche die Konsumausgaben von Verbrauchern senken und die Finanzierungskosten für Unternehmen erhöhen. Die Inflationsrate könnte jederzeit wieder nach oben steigen und hohe Kosten verursachen sowie die Nachfrage senken. Außerdem sind die hohen Betriebskosten für Treibstoff, Lebensmittel oder andere Betriebsmittel nicht zu unterschätzen.

Durch regulatorische oder politische Einschränkungen entstehen ebenfalls Risiken wie beispielsweise strengere Umweltvorschriften, welche die Betriebskosten insbesondere bei der Emissionsreduktion erhöhen. Politische Instabilitäten sowie Konflikte in wichtigen Märkten könnten ebenfalls zu einer Senkung der Nachfrage führen. Dieses Risiko ist mit der konstanten Abnahmen von Demokratien weltweit sicherlich eines der höchsten Risiken.

Aktueller denn je sind hier auch gesundheitliche Risiken aufzuzählen. Globale Pandemien wie die COVID-19-Pandemie haben erhebliche weltweite Auswirkungen und sind jederzeit wieder möglich. Gerade der Tourismus und insbesondere Kreuzfahrtunternehmen sind hierdurch sehr anfällig.

Der Marktwettbewerb sollte auch nicht unterschätzt werden. Die Kreuzfahrtindustrie ist hart umkämpft und neue Anbieter sowie aggressive Preisstrategien von Konkurrenten könnten einen Einfluss auf den Marktanteil von Carnival haben. Stetige Investitionen in neue Innovationen und die Flottenerneuerung sind notwendig, um nicht abgehängt zu werden.

Schließlich wäre hier noch der Klimawandel und die Umwelt als Risiko zu erwähnen. Extreme Wetterereignisse oder der steigende Meeresspiegel können Hafeninfrastrukturen und Kreuzfahrtrouten beeinträchtigen. Der Trend zur Nachhaltigkeit gewinnt bei Verbrauchern einen immer höheren Stellenwert und so kann das Unternehmen ohne umweltfreundliche Praktiken Marktanteile verlieren.

Diese oben genannten Risiken sollten nicht unterschätzt werden und erfordern eine stetige Überwachung und eine entsprechende Anpassung an diese, um eine langfristige Rentabilität und Stabilität des Unternehmens zu gewährleisten.

Unternehmensanalyse

Das Umlaufvermögen der Carnival Corporation ist in den letzten Jahren erheblich geschrumpft, was vor allem auf die COVID-19-Pandemie zurückzuführen ist. Die "Eigenkapitalquote" stellt ebenfalls eine wichtige Kennzahl dar, sie drückt den prozentualen Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital aus. Im Jahr 2019 betrug diese 56,29%, im Jahr 2023 war sie dann nur noch bei 14,01%. Eine niedrige Eigenkapitalquote deutet auf eine hohe Überschuldung hin und ist somit eine interessante Kennzahl sowohl für das Unternehmen als auch für Aktionäre. Durch die Pandemie musste das Unternehmen zusätzliche Schulden aufnehmen, welche jetzt sukzessive wieder abgebaut werden.

Die Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens entwickelt sich hingegen schon wieder positiv. Durch die aufgehobenen Reisebeschränkungen fanden auch wieder mehr Kreuzfahrten statt, was zu einem deutlichen Anstieg des Umsatzes führte. Das alles trotz steigender Betriebskosten, welche insbesondere durch höhere Löhne und Treibstoffkosten verursacht wurden. Insgesamt zeigt die Gewinn- und Verlustrechnung eine erfolgreiche Erholung von den Auswirkungen der Pandemie und eine starke finanzielle Performance des Unternehmens. Durch eine gut strukturierte und komplexe Managementorganisation der Carnival Corporation werden die globalen Aktivitäten sehr gut unterstützt. Aufgrund der Dual Listed Company Struktur kann das Unternehmen sowohl an der New Yorker als auch an der Londoner Börse gehandelt werden. Die wiederum hat zur Folge, dass Carnival sich so eine breitere Aktionärsstruktur schafft.

Eine strategisch gute Führung und effektive Überwachung wird durch den aus unabhängigen und nicht-unabhängigen Direktoren geschaffen. Durch die dezentrale Markenstruktur kann Carnival gezielt auf verschiedenen Marktsegmente eingehen und so die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kunden befriedigen. Hier gilt es, eine gute Koordination zwischen den Marken zu gewährleiten.

Ebenso spielen die Kundenbeziehungen und die Marktanpassungsfähigkeit eine wichtige Rolle. Carnival hat eine hohe Marktorientierung und möchte eine große Kundenzufriedenheit generieren, um sich in der wettbewerbsintensiven Branche zu behaupten. Durch verschiedene Maßnahmen wie regelmäßige Feedbacks, einen effizienten Kundendienst oder Loyalitätsprogramme wird sichergestellt, dass die Passagiere zufrieden sind und auch gerne wiederkommen.

Kennzahlen und Aktien

Aktienkurs

Der aktuelle Aktienkurs beläuft sich auf 13,78 US Dollar (circa 12,80 Euro) (Stand: 16.06.2024). Damit ist der Preis gemeint, zu dem Aktien ge- und verkauft werden können.

Aktienkurs von 2010 bis 2024

Aktionärsstruktur

Aufteilung der Aktionäre in %:

Carnival hat eine hohe Anzahl an Aktien, welche von institutionellen Investoren oder Privatanlegern gehalten werden. Der Großteil der Aktien von Carnival befindet sich im Streubesitz von Kleinanlegern (61,99%). Carnival Plc besitzt 12,8%, Aristeia Capital LLC 6,01%, Norges Bank Investment Management 5,92%, BlackRock Fund Advisors 3,82%, The Vangard Group, Inc. 2,76%, UBS Asset Management (UK) Ltd. 2,55%, M&G Investment Management Ltd. 1,29%, BlackRock Investment Management (UK) Ltd. 1,08%, Vanguard Global Advisers LLC 0,90% und Legal & General Investment Management Ltd. 0,87%.

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit wird ein immer wichtigeres gesellschaftliches Thema, zu dem auch Carnival beitragen möchte. So hat das Unternehmen das globale Nachhaltigkeitsprogramm "Sustainable from Ship to Shore" entwickelt sowie sich Nachhaltigkeitsziele für 2030 und 2050 gesetzt, welche im Einklang mit den 17 Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen stehen. So sind folgende sechs Schwerpunkte entstanden: Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, nachhaltiger Tourismus, Gesundheit und Wohlbefinden, biologische Vielfalt und Naturschutz sowie Vielfalt, Gerechtigkeit und Integration. Im Bereich des Klimaschutzes sind es beispielsweise der Ausbau der Flotte für Landstrom in den Häfen, Verringerungen von Kohlen- und Feinstaubemissionen und der Ausbau von Batterie oder Brennstoffzellen. Beim nachhaltigen Tourismus sollen Partnerschaften mit Reisezielen aufgebaut werden, welche auf nachhaltige Entwicklung setzen oder die Unterstützung von Katastrophenschutz. Beim Thema der biologischen Vielfalt und Naturschutz geht es um NRO-Partnerschaften, welche sich für die Erhaltung der biologischen Vielfalt einsetzen oder dass der Bedarf an Meeresfrüchten aus nachhaltigen Fischereiprogrammen kommt.

Zusammenfassung

Carnival Corporation & plc ist das weltweit größte Kreuzfahrtunternehmen mit knapp 100 Schiffen mit Sitz in Miami. Das Unternehmen besteht seit über 50 Jahren und konnte sich seit seinem Börsengang durch Akquisitionen stetig vergrößern, sodass aktuell zwölf bekannte Marken wie zum Beispiel Cunard oder AIDA Teil der Carnival Corporation sind. So kann Carnival alle Segmente von günstigeren Kreuzfahrten bis Luxuskreuzfahrten anbieten. Das Unternehmen wurde durch die COVID-19-Pandemie stark geschwächt, jedoch geben die aktuellen Entwicklungen Anlass zur Entspannung, da die Nachfrage wieder steigt und die Umsätze bereits über dem Vorkrisenniveau von 2019 liegen. Die doppelte Listung sowohl auf der Londoner als auch auf der New Yorker Börse ist ein großer Vorteil, um Präsenz zu zeigen. Die Zukunft für Carnival Corporation wird eine Mischung aus Chancen und Herausforderungen bringen. Die Nachfrage an Kreuzfahrten wird tendenziell ansteigen, die regulatorischen Anforderungen werden ebenso mehr. Ziel wird es sein, die aufgebauten Schulden wieder abzubauen und dennoch in umweltfreundliche Technologien zu investieren, um auf diese Weise ein nachhaltigeres Unternehmen zu werden und die Marktführerschaft weiterhin zu festigen.

Erstellt von: Jan Verbücheln

Beiträge SS24

Ak_8_Carnival Corp (CCL)_Verbücheln