Der größte Hafen Spaniens ist der Hafen von Palma de Mallorca mit einem Passagieraufkommen von über 2 Millionen im Jahr 2019. Nur jeder zweite Einwohner Spaniens besitzt ein Auto und das obwohl Spanien mit über 15.000 Kilometern das größte Autobahnnetz Europas besitzt. Die Iberia, der National Carrier Spaniens transportierte im Jahr 2019 über 28 Millionen Passagiere. Eine weitaus größere Passagierzahl kann das größte Busunternehmen Spaniens verzeichnen, mit 500 Millionen jährlichen Passagieren. Die mit Abstand meisten Passagiere befördert allerdings das Bahnunternehmen Renfe mit 1,7 Millionen Passagieren täglich. Die Hochgeschwindigkeitszüge der Renfe, die sogenannte AVE sollen in diesem Beitrag genauer betrachtet werden.
Spanien befindet sich im Süd-Westen Europas. Die rund 47 Mio. Einwohner verteilen sich auf eine Gesamtfläche von über 500.000 km². Daraus ergibt sich eine Bevölkerungsdichte von 95 Einwohnern pro Quadratmeter. Im Vergleich zu den sehr dicht besiedelten Küstenregionen leben im Landesinneren, abgesehen von der Metropolregion Madrid, verhältnismäßig wenig Menschen. Dies ist vor allem für den Bahnverkehr von besonderer Bedeutung. Spanien gehört mit jährlich etwas 83,5 Mio. Touristen zu den meistbereisten Ländern der Welt. Der Tourismus macht in Spanien etwa 10% des BIP´s aus. Zu Spanien gehören 2 Inselgruppen, die gerade bei Touristen besonders beliebt sind, zum einen die Balearen, bestehend aus Mallorca, Menorca und Ibiza, und zum anderen die Kanarischen Inseln. Die Kanaren befinden sich ungefähr 1000 km entfernt vom spanischen Festland, allerdings gilt die Anbindung als sehr wichtige und vielbereiste Route.
Verkehrsträger in Spanien
Bahnverkehr
Das Streckennetz in Spanien beträgt 16.000 km und im Jahr 2019 belief sich der Umsatz des Überlandbahnverkehrs auf 1,6 Milliarden €. In Spanien besitzt der Fernverkehr sein eigenes Streckennetz und somit müssen sich die Züge nicht die Gleise mit dem Nah- und Güterverkehr teilen. Des Weiteren ist der Schienenverkehr auf Grund der im vorangegangenen thematisierten speziellen Siedlungsstruktur vor allem auf die Metropolen konzentriert. Dementsprechend müssen die Züge seltener halten. Aus diesen Faktoren resultieren die hohe Schnelligkeit und Pünktlichkeit der spanischen Züge. Und das wiederum ist einer der Gründe dafür, weshalb die Bahn auf dem Festland wesentlich häufiger genutzt wird als das Flugzeug.
Der wichtigste Bahnhof Spaniens ist der Bahnhof Madrid Atocha. Er ist zudem der mit Abstand größte Bahnhof Spaniens. Madrid fungiert im spanischen Schienennetz als zentraler Punkt. Von hier aus gibt es Verbindungen zu allen weiteren wichtigen Bahnhöfen, wie z.B. den Bahnhöfen von Barcelona, Valencia, etc.
Im Zuge der Liberalisierung wurde das staatliche Bahnunternehmen Renfe neu geordnet und in die zwei Unternehmen Renfe Operadora und Adif aufgeteilt. Beide Unternehmen sind dem Ministerio de Transportes, Movilidad y Agenda Urbana unterstellt. Adif ist verantwortlich für die Verwaltung der Eisenbahninfrastruktur. Renfe ist das staatliche Eisenbahnunternehmen und regelt den nationalen und zum Teil auch internationalen Personen- und Güterverkehr auf der Schiene. Das Unternehmen beschäftigt knapp 10.000 Angestellte und transportiert über 1,7 Mio. Personen täglich. Die Flotte besteht aus über 1.300 Zügen, die zwischen den 845 Bahnhöfen verkehren. Renfe ist unterteilt in vier verschiedene Geschäftsbereiche: Personenverkehr und Vermarktung, Güterverkehr und Logistikdienstleistungen, Instandhaltung und industrielle Arbeiten sowie Verwaltung der Schienenfahrzeuge. In einigen der autonomen Gemeinschaften, wie zum Beispiel Valencia, gibt es jeweils eigene Bahnunternehmen, die den dortigen Regierungen unterstellt sind. Zum Beispiel die FGV in Valenciana, die FGC in Catalunya, die SFM auf den Balearen und Euskotren im Baskenland.
Busverkehr
Vor allem im Norden Spaniens ist der Busverkehr eine beliebte Verkehrsart, um von A nach B zu gelangen. Dies liegt vor allem daran, dass hier weniger Bahnverkehr im Bereich des Hochgeschwindigkeitsverkehr angeboten wird.
Die beliebtesten Strecken innerhalb des Busverkehrs in Spanien sind: Madrid - Barcelona, Madrid - Gijon und Bilbao - Zaragoza.
Das Busunternehmen „Alsa“ gilt als der wichtigste Anbieter Spaniens. Das Unternehmen wurde 1923 gegründet und ist Teil der „National Express Group“. Sie bieten eine Vielzahl an Strecken innerhalb Spaniens an aber auch ins europäische Ausland. Das Unternehmen hat einen jährlichen Umsatz von fast 1,2 Mrd. € und transportiert über 500 Mio. Passagiere pro Jahr. Damit spielt es eine wesentliche Rolle im öffentlichen Personenverkehr in Spanien.
Individualverkehr
Innerhalb des Individualverkehrs verlaufen, ähnlich wie beim Schienenverkehr, die wichtigsten Strecken von Madrid in Richtung der Küstenregionen. Hinzu kommen Verbindungen von Barcelona im Osten bis nach A Coruna im Nord-Westen und Málaga im Süd-Westen. Der Norden und Süden sind über die Strecke Gijon – Cadíz miteinander verbunden. Zählt man alle Straßen in Spanien zusammen, erhält man eine Gesamtstrecke von über 600.000 km. Das Autobahnnetz hat eine Länge von über 15.000 km und ist damit das längste in Europa. Es gibt verschiedene Arten von Autobahnen, zum einen die staatlichen Autovías und die mautpflichtigen Autopistas. Der Anteil der mautpflichtigen Straßen ist jedoch gering. Die Anzahl der zugelassenen Pkw´s liegt bei etwa 24,7 Mio. Daraus ergibt sich eine Pkw-Dichte von 521 Autos pro 1.000 Einwohner, was bedeutet, dass im Schnitt nur jeder zweite Spanier ein Auto besitzt.
Die wichtigsten Mietwagen Anbieter in Spanien sind Europcar, Avis, Hertz, Sixt und Enterprise. Die zehn größten Unternehmen haben einen Marktanteil von insgesamt fast 80%. Im Jahr 2019 wurde durch die Vermietung von Fahrzeugen in Spanien ein Umsatz von insgesamt 1,8 Mrd. € erzielt. Ein Großteil der insgesamt 5 Mio. Nutzer hat seine Mietwägen online gebucht. Nur knapp jeder Dritte hat eine andere Buchungsmöglichkeit genutzt.
Außerdem sind Wohnwagen in Spanien sehr beliebt. Vor allem seit 2020 ist die Zahl der Wohnwagen in Spanien stark angestiegen. Zudem sind Zweiräder, vor allem an der Südküste, sehr beliebt.
Luftverkehr
Die Personenluftbeförderung in Spanien erzielte 2021 einen Gesamtumsatz von 6,4 Mrd. €. Die Anzahl der beförderten Personen lag 2022 fast wieder auf dem Niveau von 2019. Unter den Touristen ist das Flugzeug mit Abstand das beliebteste Verkehrsmittel zur Einreise nach Spanien. Etwa vier von fünf Personen reisen über den Luftweg nach Spanien ein.
Betrachtet man die größten Flughäfen Spaniens, wird deutlich, dass sich wieder mit dem Flughafen Madrid - Bajaras, der größte Flughafen in der Hauptstadt befindet. Dieser ist nicht nur für den nationalen Flugverkehr von großer Bedeutung, sondern auch als internationales Drehkreuz sehr wichtig. Innerhalb Spaniens werden die Verbindungen von Madrid zu den Inselgruppen und nach Barcelona am häufigsten genutzt.
Die wichtigste spanische Fluggesellschaft ist die Iberia. Sie ist der National Carrier von Spanien, die Linienfluggesellschaft wurde bereits 1927 gegründet. 2012 kam die Billigfluggesellschaft Iberia Express dazu. Mit einer Flotte von 162 Flugzeugen wurden 2019 insgesamt 28,5 Mio. Passagiere befördert. Iberia ist Teil der OneWorld Allianz und hat ihren Hauptsitz in Madrid.
Die spanische Billigfluggesellschaft Vueling wurde 2004 gegründet. Mittlerweile hat sie eine Flotte von 126 Flugzeugen. Mit über 29 Mio. Passagieren im Jahr 2019 hat Sie sogar mehr Passagiere transportiert als die Iberia Group. Vueling ist kein Teil einer Aliianz, hat aber eine Codesharing-Vereinbarungen mit Iberia. Der Hauptsitz befindet sich in Barcelona.
Die spanische AirEuropa wurde 1986 gegründet. Die Airline hat 42 Flugzeuge und ist Mitglied der Allianz Skyteam. Sie transportierte 2019 über 13 Mio. Passagiere und hat ihren Hauptsitz in Llucmajor auf Mallorca. Im Jahr 2024 soll die Airline von der IAG, der International Airlinesgroup, übernommen werden.
Schiffsverkehr
Der Hafen mit dem größten Passagieraufkommen Spaniens ist der Hafen von Palma de Mallorca. Besonders häufig verkehren Schiffe von Valencia und Barcelona nach Palma de Mallorca. Der zweitgrößte Hafen Spaniens befindet sich in Santa Cruz auf Teneriffa. Häufig fahren Schiffe zwischen Santa Cruz und Las Nieves auf Gran Canaria. Auf Platz 3 liegt der Hafen „Bahía de Algeciras“, er befindet sich in der Nähe von Gibraltar und verbindet den europäischen mit dem afrikanischen Kontinent über die Strecke nach Ceuta.
Wirft man einen Blick auf die wichtigsten Unternehmen der Branche, fällt schnell auf, dass Spanien selbst keine eigenen bedeutenden Kreuzfahrtunternehmen hat. Allerdings ist Spanien für den Weltmarkt eines der wichtigsten Ziele. Laut Schätzungen konzentrieren sich rund 20% des weltweiten Kreuzfahrt-Passagiervolumens auf die Destination. Ein Großteil der bekannten Kreuzfahrtanbieter haben Routen nach oder in Spanien in ihrem Portfolio, wie z.B. Costa Cruices, MSC Kreuzfahrten, Norwegian Cruise Line, Aida und Tui Cruices.
Für den Verkehr zwischen den spanischen Inselgruppen und dem Festland und auch zwischen den Inseln selbst gibt es einige wichtige Fähranbieter. Die Fähren von Baleria und Transmed sind vor allem im Mittelmeer unterwegs und bringen Passagiere von und zu den Balearen. Die anderen Fähranbieter fahren vor allem zwischen den Kanarischen Inseln, Fred Olsen Express bietet dabei die meisten Fahrten täglich an und kommt trotz einer relativ kleinen Flotte auf 3,2 Mio. Passagiere jährlich.
Alta Velocidad Española (AVE) = Hochgeschwindigkeitsverkehr
Renfe
Das Unternehmen Renfe Operadora ist der Betreiber der AVE in Spanien. Das staatliche Unternehmen ist für die Erbringung der Personen- und Güterverkehrsdienste verantwortlich. Es beschäftigt insgesamt 15.000 Angestellte und erwirtschaftete im Jahr 2019 einen Gesamterlös von knapp 3,4 Mrd. €. Dabei transportierten sie jährlich 500 Mio. Passagiere, von denen etwa jeder Fünfte im Hochgeschwindigkeitsverkehr unterwegs war.
Renfe Operadora ist in 4 Geschäftsbereiche aufgeteilt:
Zugserien
Insgesamt gibt es innerhalb des AVE fünf verschiedene Zugmodelle. Außerdem hat Renfe mit den Avlo Zügen eine neue Low-Cost-Marke etabliert. Diese gilt allerdings nicht als eigene Serie. Die Avlo Züge sind erst seit 2021 im Einsatz. Das Ziel ist es, kostengünstige und dennoch komfortable Hochgeschwindigkeitsverbindungen anzubieten. Für dieses neue Angebot wurden insgesamt 5 Züge der Serie 102 umgebaut und auf das neue Geschäftsmodell angepasst. Dazu gehört, dass es in den 12 Wagen nun keine erste Klasse mehr gibt. Es wird nur noch ein Basistarif angeboten. Die Ausstattung dieser Züge legt den Fokus darauf, den typischen Komfort beizubehalten. Die Ausstattung ist dementsprechend ähnlich wie bei den Zügen der Serie 102.
Streckennetz
Das erste Hochgeschwindigkeits-Streckennetz in Spanien entstand erst im Jahr 1992. Allerdings verfügt Spanien heute mit 3.967 km, nach China, das längste HGV-Netz weltweit. Auch das Verhältnis von normalen Streckenkilometern und Strecken, die mit Hochgeschwindigkeit befahrbar sind, ist sehr hoch. Das HGV-Netz macht zum jetzigen Zeitpunkt 25% des gesamten Streckennetzes aus. Ein Grund, weshalb der Bau so schnell voranging, ist, dass die Regionen außerhalb der Großstadt sehr dünn besiedelt sind. Dort ist die Bauplanung der Strecken relativ einfach. Ebenfalls eine gute Grundvoraussetzung ist die Geologie des Landes. Der leichte Fels machte den Bau von Tunneln, Einschnitten und Dämmen einfacher. Ein zweiter Grund ist die große Menge an Geld, die in den Ausbau geflossen ist. Bis jetzt sind über 50 Mrd. € in den Ausbau des Streckennetzes investiert worden. Dabei hat Spanien auch besonders von den verschiedensten Finanzierungsinstrumenten der Europäischen Union profitiert.
Ausblick für den AVE
Die Zukunftspläne von Renfe geben vor, dass bis 2025 weitere 23,5 mio. Euro in den Ausbau des AVE investiert werden. Die neue Linie Avlo, die 2021 mit 5 Zügen startete, soll 2024 erhöhten Frequenzen und neuen Zielen erweitert werden. Auch die Normale AVE Serie wird weiterentwickelt. Von der Neuen Serie 106 wurden 30 Züge bestellt. Damit soll die Steigende Nachfrage nach kostengünstigen Verbindungen bedient werden. Die Züge der neuen Serie sollen mit einer Geschwindigkeit von 330km/h fahren und über 521 Sitze verfügen, also wesentlich mehr als in den momentan zum Einsatz kommenden Zügen.