Tourismus Grundlagen

Verkehr - Hotellerie - Reiseveranstalter - Destinationen

 
 
 

Bei der Entwicklung des Tourismus in der Destination müssen einige Besonderheiten des touristischen Produktes beachtet werden: Bereits dargestellt wurde, dass der Tourismus zahlreiche Effekte im Zielgebiet entfalten kann.

Ebenfalls zuvor angeführt wurde, dass sich das touristische Produkt aus einer Vielzahl heterogener Bestandteile zusammensetzt. Von diesen sind einige materiell, viele immateriell; einige sind standorttypisch, andere wiederum nicht; und bei einigen handelt es sich um natürliche Ressourcen, bei anderen hingegen um kulturelle Elemente.  

Das touristische Produkt ist ein Leistungsbündel, dessen einzelne Bestandteile sich gegenseitig ergänzen (Komplementarität der Leistungsbestandteile) und voneinander abhängig sind (Interdependenz der Leistungsbestandteile). Die Anteile, die das touristische Zielgebiet zum Gesamtprodukt Tourismus leistet, entstehen durch die Kombination von unterschiedlichen Angebotselementen am Reiseziel. Zwar sind bei touristischen Leistungen materielle Bestandteile notwendig und die touristischen Leistungen sind damit per se nicht ausschließlich immateriell, doch haben die immateriellen Bestandteile innerhalb des Leistungsbündels ein großes Gewicht. Zahlreiche Besonderheiten des touristischen Produktes sind auf die Dienstleistungseigenschaften der Immaterialität, des Uno-Actu-Prinzips und der Notwendigkeit zur Integration des Touristen (als externer Faktor) in den Produktionsprozess zurückzuführen.

Bei der Erstellung des Destinationsproduktes leistet eine Vielzahl von Personen, Unternehmen und Institutionen einen Beitrag. Hierzu zählen beispielsweise die Beherbergungsanbieter (große und kleine Hotels, Parahotellerie), Gastronomiebetriebe, Freizeit- und Unterhaltungsunternehmen sowie weitere Leistungsträger und deren Lieferanten. Hinzu kommen administrative und politischen Instanzen, Kapitalgeber, Verbände, das Gewerbe sowie die Einwohner und die Touristen selbst. Im Gegenzug machen die Beteiligten Ansprüche gegenüber dem Zielgebiet oder gegenüber den für die Entwicklung der Destination zuständigen Institutionen geltend. Bei den Anspruchsgruppen einer Destination handelt es sich um Personengruppen, Personen, Unternehmen oder andere Institutionen, die mit der touristischen Entwicklung im Zielgebiet in Beziehung stehen und entsprechend Einfluss auf diese nehmen können. In der Destination ist in der Regel eine große Anzahl an Anspruchsgruppen vorhanden, die zudem relativ hohen Einfluss auf die Destinationsentwicklung haben können.

Aus Sicht des Touristen handelt es sich bei dem Leistungsbündel des Zielgebietes um ein Produkt, welches zwar aus verschiedenen Teilleistungen zusammengesetzt, vom Nachfrager jedoch nicht nach den einzelnen Bestandteilen und Leistungserbringern differenziert, sondern in seiner Gesamtheit beurteilt wird; die Destination wird in ihrer Gesamtheit als Ganzes wahrgenommen. Es ist offenkundig, dass hinsichtlich der Planung, Erstellung und Vermarktung die Notwendigkeit der Koordination der Einzelbestandteile besteht. Touristische Zielgebiete benötigen folglich eine Institution, die als zentrale Koordinierungsstelle für das vom touristischen Nachfrager als Einheit wahrgenommene Gesamtprodukt des Leistungsbündels fungiert.

Die hierfür notwendigen Organisationsstrukturen im Zielgebiet können auf verschiedene Art und Weise ausgestaltet sein, wobei im Rahmen eines Kontinuums zwischen Community-Ansatz und Corporate-Ansatz unterschieden werden kann. Für den Corporate-Ansatz ist kennzeichnend, dass sich die einzelnen Angebotselemente des Leistungsbündels im Eigentum eines Unternehmens oder Konzerns befinden und/oder vertragliche Verpflichtungen ergänzende Anbieter an das Unternehmen bzw. den Konzern binden. Die Koordination der Leistungsbestandteile wird über einen Unternehmensansatz realisiert. Im Gegensatz dazu steht der Community-Ansatz. Europäische Zielgebiete sind typischerweise nach diesem Ansatz organisiert. Hierbei wird das Leistungsbündel von einer großen Anzahl rechtlich selbstständiger, kleiner und mittlerer Unternehmen erstellt. In deren Interessenmittelpunkt steht primär die eigene Gewinnmaximierung mit der Folge, dass durch die Dominanz der einzelbetrieblichen Perspektive die Koordination des gesamten Leistungsbündels der Destination erschwert wird. Diese Zielgebiete sind durch eine Vielzahl unterschiedlicher Interessen und durch heterogene Strukturen in Bezug auf die Eigentumsverhältnisse in der Destination gekennzeichnet. Es besteht keine dominierende Organisations- oder Unternehmenseinheit, die auf Basis mehrheitlicher Eigentumsverhältnisse zentrale Steuerungsausgaben übernehmen kann. Stattdessen werden die Aufgaben der Koordination der Einzelbestandteile zu Leistungsprogrammen und deren Kommunikation in der Regel auf eine Tourismusorganisation des Zielgebietes übertragen, deren Einflussmöglichkeiten aufgrund der rechtlichen Selbstständigkeit vieler Leistungsträger beschränkt bleiben.