Da die Eisenbahn ein schienengebundenes Verkehrsmittel darstellt, ist Zugfahren ohne eine entsprechende Infrastruktur nicht möglich. Die Länge des deutschen Schienennetzes beträgt aktuell ca. 38.000 km, wovon ca. 33.300 km im Besitz der Deutschen Bahn AG sind. Zur Infrastruktur im Bahnverkehr gehören neben den Schienenfahrzeugen die Bahnanlagen, welche aus den Fahrwegen und den Bahnstationen bestehen. Ein Fahrweg besteht aus Unterbau (z.B. Tunnel), Oberbau (z.B. Schiene), der Elektrifizierung und der Systemtechnik.
Schienenfahrzeuge
Ein Zug besteht jeweils aus einem Triebfahrzeug und einem Reisezug- oder einem Güterwagen. Die einzelnen Zugtypen können nach ihrer Funktion, Fahrstrecke oder ihrer Ausstattung unterschieden werden.
- Funktion: Im Personenverkehr gibt es unterschiedliche Zugarten, wie etwa den Schlaf- und Speisewagen. Weiterhin unterscheidet man Regelzüge und Sonderzüge. Regelzüge verkehren nach einem regelmäßigen Fahrplan, während Sonderzüge nur auf Anweisung eingesetzt werden, z.B. an Feiertagen oder einer Messe, bei der mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen gerechnet wird.
- Fahrstrecke: Je nachdem welche Fahrstrecken bedient werden und welche Geschwindigkeit gefahren wird, können unterschiedliche Zuggattungen unterschieden werden. So verkehren im Fernverkehr Fernzüge wie der Intercity (IC) und der EuroCity (EC) oder Hochgeschwindigkeitszüge wie der Intercity-Express (ICE) und der TGV. Im Regionalverkehr werden beispielsweise der Regionalexpress (RE) oder die S-Bahn eingesetzt.
- Ausstattung: In einigen Zügen gibt es auch die Unterteilung in Abteile der ersten und zweiten Klasse. Im ICE findet man beispielsweise in der ersten Klasse einen höheren Sitzkomfort und einen besseren Service vor. Dies spiegelt sich auch in der Preispolitik wieder.
Bahnanlagen
Die wichtigsten Bestandteile der Infrastruktur im Bahnverkehr sind Gleise und Weichen, Bahnhöfe, Haltestellen und Haltepunkte.
- Gleise dienen dazu, die Schienenfahrzeuge zu führen und zu verhindern, dass diese von der Fahrtstrecke abkommen. Hierbei wird zwischen Fernverkehrs-, Nahverkehrs- und Güterverkehrsnetzen unterschieden. Auch gibt es in Deutschland sogenannte Mischtrassen, auf welchen unterschiedliche Zuggattungen verkehren dürfen.
- Eine Weiche bezeichnet einen Teil der Eisenbahnstrecke, im welchem sich zwei Gleise vereinigen und in einem Gleis weiterverlaufen. Somit muss die Fahrt nicht unterbrochen werden und ein Gleisabschnitt kann für mehrere Streckenverläufe verwendet werden.
- Bahnhöfe sind Bahnanlagen, die mindestens eine Weiche haben. Hier dürfen die Züge losfahren, halten, kreuzen, überholen und sogar wenden. Die Haltestellen an Bahnhöfen sind jeweils mit sogenannten Haltepunkten verbunden. Es gibt viele verschiedene Bahnhofsarten. So können Bahnhöfe etwa nach ihrer Funktion (z.B. Personenbahnhof, Rangierbahnhof) oder nach ihrer Lage im Schienennetz (z.B. Kopfbahnhof, Durchgangsbahnhof) unterschieden werden. Ähnlich wie bei Flughäfen werden auch Bahnhöfe immer mehr kommerzialisiert. Durch das Vermieten von Verkaufsflächen können Zusatzeinnahmen generiert werden. In Deutschland gibt es aktuell etwa 5.700 Bahnhöfe.
- An Haltepunkten, die keine Bahnhöfe sind, darf nur losgefahren und gehalten werden. Da hier in der Regel keine Weichen vorhanden sind, kann dort nicht ausgewichen oder überholt werden.
Einige der wichtigsten Bahnhöfe werden hier kurz vorgestellt:
Zürich Hauptbahnhof
Grand Central Terminal
Gare de l’Est
München Hauptbahnhof
Stuttgart Hauptbahnhof
Berliner Hauptbahnhof
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Zürich Hauptbahnhof
Der Hauptbahnhof in Zürich wurde 1847 eröffnet und ist der größte Bahnhof in der Schweiz. Der Kopfbahnhof verfügt derzeit über 26 Gleise. Nach Anzahl der Züge ist der Bahnhof sogar der meist frequentierte Bahnhof der Welt. Mehr als 2000 Züge verkehren dort täglich. Damit fährt dort etwa jede halbe Minute ein Zug ein oder aus und der Bahnhof wird täglich von etwa 300.000 bis 500.00 Fahrgästen genutzt. Aufgrund seiner geographischen Lage dient der Bahnhof als Knotenpunkt für viele europäische Verbindungen, z.B. auch für Züge aus Deutschland. -
Grand Central Terminal
Der Grand Central Terminal wurde 1913 in Manhattan in New York eröffnet. Baulich gehört dieser zu den Turmbahnhöfen. Mit 67 Gleisen ist der Kopfbahnhof der größte Bahnhof der Welt. Damit hat er fast doppelt so viele Gleise wie der Hauptbahnhof in München, der den zweiten Platz belegt. Seit 1991 verkehren am Bahnhof jedoch nur noch Regionalzüge und Nahverkehrszüge. Aufgrund seines riesigen Einkaufszentrums mit zahlreichen Geschäften und Restaurants wird das Gebäude auch von Nicht-Bahnreisenden sehr frequentiert. Mit mehr als 500.000 Besuchern täglich ist der Bahnhof das meistbesuchte Bauwerk in New York. -
Gare de l’Est
Der Kopfbahnhof Gare de l’Est wurde 1849 in Paris eröffnet und ist einer der sechs großen Bahnhöfe von Paris. Er ist ein sehr geschichtsträchtiger Bahnhof. Beispielsweise fuhr dort im Jahr 1883 der erste Orient Express in Richtung Istanbul (ehemals Konstantinopel). Eine wichtige Rolle spielt er heute besonders im internationalen Schienenverkehr, da der Bahnhof vor allem von Fernzügen angefahren wird. Von dort aus werden u.a. auch TGV-Verbindungen nach Deutschland angeboten. Diese werden von der Deutschen Bahn in Kooperation mit der SNCF über das gemeinsame Tochterunternehmen Alleo angeboten. -
München Hauptbahnhof
In München wurde bereits im Jahr 1835 mit der Handelsstrecke München-Augsburg die erste Bahnhofsstrecke eröffnet. Nur wenige Jahre später wurde das erste provisorische Bahnhofsgebäude gebaut. Nach einigen Um- und Ausbaumaßnahmen ist noch heute der ursprüngliche Bahnhofsgrundriss des Kopfbahnhofs erhalten. Mit 450.000 Reisenden täglich ist er nach dem Hauptbahnhof in Hamburg der zweitfrequentierteste Bahnhof in Deutschland. Nach Anzahl der Gleise ist er sogar Deutschlands größter Bahnhof. Weltweit befindet sich der Bahnhof hier mit 34 Bahngleisen hinter dem Grand Central Terminal auf Platz zwei. Damit ist er der einzige deutsche Bahnhof unter den Top 5. -
Stuttgart Hauptbahnhof
Der Hauptbahnhof in Stuttgart wurde 1922 eröffnet und zählt mit ca. 250.000 Fahrgästen täglich zu den größten Bahnhöfen Deutschlands. Aktuell besitzt der Kopfbahnhof 18 Bahngleise. Um den Bahnverkehr zu stärken und auszubauen, wird der Bahnhof derzeit in einen Durchgangsbahnhof umgebaut. Das Bauprojekt Stuttgart 21 ist ein sehr umstrittenes Vorhaben. Trotz vieler Proteste wurde im Jahr 2010 mit dem Umbau des Bahnhofs begonnen. Die Inbetriebnahme ist für 2021 geplant. Ziel ist es, eine schnellere, leistungsfähigere und flexiblere Abfertigung der Züge zu ermöglichen. Die Stadt soll zukünftig mit mehreren Direktverbindungen ans Bahnnetz angeschlossen werden. Kritiker sagen, dass es in Stuttgart jedoch nur sehr wenige Durchreisende gibt und die Mehrheit der Busreisenden in Stuttgart selbst aus oder zusteigt. -
Berliner Hauptbahnhof
Der Bau des neuen Hauptbahnhofs in Berlin begann im Jahr 1996 und schloss mit der Einweihung im Jahr 2006 ab. Damit war das Projekt der größte Bahnhofsneubau in den letzten Jahren. Mit seiner gigantischen Glasfassade und der modernen Architektur ist das Gebäude sehr markant. Der Bahnhof ist ohne eine klassische Empfangshalle ausgestattet. Er besteht aus zwei Flügeln, die in der Mitte durch eine brückenförmige Glaskonstruktion miteinander verbunden sind. Der Bahnhof ist ein sogenannter Turmbahnhof mit fünf Stockwerken. Damit ist er der größte europäische Bahnhof dieser Art. Zudem verkehren in diesem Kreuzungsbahnhof Fern- und Nahverkehrszüge. Während in den unteren Etagen die Züge verkehren, fährt im obersten Stockwerk die S-Bahn. Mit 14 Bahngleisen ist der Berliner Hauptbahnhof einer der größten und wichtigsten Bahnhöfe in Deutschland. Täglich werden dort mehr als 300.000 Fahrgäste verzeichnet. Jedoch steht der Bahnhof unter Kritik, z.B. aufgrund der wenigen Parkmöglichkeiten oder der hohen Kommerzialisierung des Gebäudes.