Die Routenplanung, auch Routing genannt, hat maßgeblichen Einfluss auf den Erfolg der Kreuzfahrtunternehmen. Bei der Gestaltung der Kreuzfahrtrouten müssen die Auswahl der Häfen, die Streckendetails sowie potentielle Fahrtgebiete betrachtet werden.
Routentypen
Die Routenwahl ist für den Erfolg beim Publikum und somit auch für den wirtschaftlichen Erfolg maßgeblich, daher ist ihre Planung die zentrale Überlegung des Planungsprozesses.
Zu unterscheiden sind als grundlegende Routentypen die geschlossene Kette, welche der klassischen Rundreise entspricht; bei der offenen Kette ist der Ausschiffungs- nicht gleich dem Einschiffungshafen. Neben diesen beiden Grundtypen unterscheidet man weitere Routentypen in Bezug auf deren Organisationsform.
Turnuskreuzfahrten sind geschlossene Ketten, welche zudem immer an denselben Wochentagen beginnen. Ihr immer gleicher Ablauf hinsichtlich Route, Aktivitäten, Entertainment und Verpflegung senkt den Arbeitsaufwand erheblich. Außerdem sind die Schiffe Stammkunden in den Häfen, wodurch weitere Kostensenkungspotentiale entstehen. | |
Eine Alternative zu den wiederholenden Turnuskreuzfahrten sind Schmetterlingskreuzfahrten. Sie fahren im Wochen-Rhythmus jeweils zwei verschiedene Routen. Von einem Basishafen werden zwei verschiedene Himmelsrichtungen angesteuert. Ein wesentlicher Vorteil für die Anbieter ist, dass die Passagiere an verschiedenen Terminen ein- und aussteigen können, wodurch der Veranstalter sein Angebot verdoppelt. |
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Positionierungskreuzfahrten werden bei klimabedingten Wechsel der Fahrtgebiete notwendig. Viele Kreuzfahrtschiffe sind im Sommer im Mittelmeer eingesetzt und im Winter in der Karibik. Zwischen beiden Fahrtgebieten findet im Frühjahr und Herbst eine Positionierungsfahrt statt. | |
Unter dem Begriff freies Routing versteht man Kreuzfahrten, die in unregelmäßigen Abfolgen verschiedene Routen und Fahrtgebiete durchführen. Ein klassisches Beispiel hiefür sind Weltreisen. Allerdings sind nur sehr wenige Passagiere für die Gesamtzeit von ca. 150 Tage an Bord, sondern viele Gäste fahren lediglich auf kurzen Teilstrecken mit. Die Planung für die Reedereien bzw. Veranstaltern sind sehr aufwendig. |
Planung von Kreuzfahrtrouten
Die Planung von Kreuzfahrtrouten, auch Routing genannt, ist ein zweistufiger Prozess. Im ersten Schritt werden die anzulaufenden Häfen ausgewählt, um im zweiten Schritt die eigentliche Route durch die Festlegung der Reihenfolge der ausgewählten Häfen zu bilden.
Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem Nachtrandansatz zu. Unter Nachtrand versteht man die Entfernung, die ein Kreuzfahrtschiff vom Auslaufen bis zum Einlaufen maximal zurücklegen kann, ohne dabei unwirtschaftlich betrieben zu werden.
Hafenwahl
Die Hafenwahl spielt bei der Routenplanung eine wichtige Rolle. Ausgewählte Häfen sind nicht nur Abfahrt- und Anlaufpunkte für die Kreuzfahrt, sondern dienen auch der Versorgung des Schiffs.
Aufgrund ihres geringen Tiefgangs können Kreuzfahrtschiffe eine Vielzahl von Häfen anlaufen. Daher kann die Routengestaltung relativ frei erfolgen. Neben den organisatorischen Ansprüchen an den Hafen ist die Attraktivität für die Passagiere ausschlaggebend für die Auswahl der Häfen. Es gilt möglichst viele unterschiedliche Häfen anzulaufen. Das Niveau der Route wird somit gesteigert. Die Kreuzfahrthäfen lassen sich in drei Arten einteilen. Je nach Hafenart werden unterschiedliche Ansprüche an die Infrastruktur gestellt.
Heimathafen
Der Ein- und Ausschiffungshafen, oder auch Heimathafen, ist von besonderer Bedeutung bei der Routenplanung. Bei der Auswahl ist die Attraktivität der Region von geringer Wichtigkeit. Die Erreichbarkeit und Infrastruktur des Hafens ist hier vorrangig.
Als Ein- und Ausschiffungshäfen eignen sich Häfen in der Nähe von gut vernetzten, internationalen Flughäfen. Zudem müssen die Häfen über die Möglichkeit verfügen, eine große Anzahl an Passagieren handzuhaben.
Anlaufhafen
Die Anlaufhäfen (Ports of Call) sind von großer Bedeutung für die Attraktivität der geplanten Strecke. Sie dienen als Ausgangspunkte für Tagesausflüge. Daher müssen neben der Infrastruktur auch touristisch interessante Attraktionen verfügbar sein. Weitere Merkmale sind u.a.:
- Klima der Destination
- Erreichbarkeit der Attraktionen
Häufig konzentriert sich das touristische Angebot rund um den Hafen. Eine Großzahl der Kreuzfahrtpassagiere hält sich während des Landgangs dort auf.
Die höchsten Passagierzahlen können die Kreuzfahrthäfen Nordamerikas verzeichnen. Mit 4.898 Millionen Passagieren ist der Hafen von Miami der größte Kreuzfahrthafen weltweit. Gefolgt von Port Canaveral (3.951 Mill. Passagiere) und Port Everglades (3.680 Mill. Passagiere). In Europa verfügen insbesondere die Häfen im Mittelmeer über die größten Passagierzahlen. Der größte darunter ist der Hafen von Barcelona mit 2.683 Millionen Passagieren, gefolgt von Civitavecchia (2.339 Mill.) und dem Hafen von Southhampton (1.700 Mill. Passagiere). Die steigende Beliebtheit von Kreuzfahrten auf dem asiatischen Markt zeigt sich auch in den Passagierzahlen des Hafens von Shanghai. Mit 2.870 Millionen Passagieren ist der Hafen unter den größten der Welt.
Die größten Kreuzfahrthäfen nach Passagierzahlen
Quelle: https://www.cruiseindustrynews.com/cruise-news/17487-the-busiest-cruise-ports.html: The Busiest Cruise Ports (2017).
Streckenplanung
Im zweiten Schritt der Routenplanung wird die Fahrtstrecke, oder Route des Kreuzfahrtschiffes sowie die Reihenfolge der anzulaufenden Häfen festgelegt.
Ziele der Streckenplanung:
- Wettbewerbsfähiges Angebot erstellen
- Gleichmäßige Flottenauslastung gewährleisten
- Attraktive Routengestaltung um Buchungen zu stimulieren.
Die Streckenplanung muss drei Aspekte berücksichtigen: Die Dauer der Kreuzfahrt, die Anzahl der Hafenstopps und die Kreuzfahrtart. Hierbei müssen für eine optimale Route organisatorische Anforderungen mit den Passagierbedürfnissen in Einklang gebracht werden.
Fahrtgebiete
Bei der Routengestaltung ist selbstverständlich die Auswahl geeigneter Fahrtgebiete von höchster Bedeutung. Neben der Sicherheit des Fahrtgebietes müssen einige weitere Auswahlfaktoren berücksichtigt werden um ein erfolgsversprechendes Angebot zu erstellen.
Auswahlfaktoren:
- Klima
- Geographische Beschaffenheit
- Attraktivität der Destination
- Erreichbarkeit des Heimathafens
- Infrastruktur der Häfen
Auf dem deutschen Kreuzfahrtmarkt gehören das Mittelmeer, sowie Nord- und Westeuropa zu den beliebtesten Destinationen. Am beliebtesten sind Kreuzfahrten im Mittelmeer (28%) und in Skandinavien (14%). Weitere beliebte Zielgebiete sind die Karibik (12%), Inseln im Atlantik (9%) und das Baltikum (9%). 29% der Kreuzfahrten werden in den verbleibenden Destinationen gebucht.
Die beliebtesten Kreuzfahrtdestinationen deutscher Kreuzfahrtpassagiere
Die Auswahl von Fahrtgebieten für die Kreuzfahrten stellt ein wichtiges Kriterium für den Erfolg bzw. Misserfolg dar. Das Fahrtgebiete ist damit zu einem wesentlichen Marketingelement geworden.
- Mittelmeer: Man unterscheidet Fahrten im westlichen und östlichen Mittelmeer. Die beste Reisezeit ist von April bis Oktober. In den vergangenen Jahren zeichnet sich verstärkt der Trend ab, das Mittelmeer durch Winterrouten gezielt zur Ganzjahresdestination auszubauen. Außerdem drängen verstärkt auch die drei großen US-Reedereien in den Mittelmeermarkt. Sehr häufig sind Kombinationsreisen mit einer Woche Schiffsreise und einer Woche Badeurlaub.
- USA /Karibik: Von den ca. 320 Kreuzfahrtschiffen weltweit bieten ca. 50 % Karibikkreuzfahrten an. Gerade in der kalten Jahreszeit überwintern immer mehr Kreuzfahrtschiffe in dieser Region und befahren die unterschiedlichsten Routen zwischen den 35 Inselstaaten. Dies liegt einerseits daran, dass sich mit den USA der weltweit größte Kreuzfahrtmarkt in der Nähe befindet; andererseits liegt es daran, dass die klimatischen Bedingungen optimal sind.
- Das Nordland-Fahrtgebiet erstreckt sich von Norwegen im Osten über Spitzbergen und der Packeisgrenze im Norden bis Island im Westen und die Färöer-Inseln im Süden. Die beste Reisezeit ist der Hochsommer zwischen Mitte Juni und August, wobei besonders das Schauspiel der Mitternachtssonne für viele Passagiere unvergesslich ist. Nordland-Kreuzfahrten sind ursprünglich nur von den Postschiffen auf den Hurtigruten befahren worden. In jüngster Zeit schicken vermehrt auch andere Reedereien ihre Kreuzfahrtschiffe in diese Region.