Verkehrsträger in Italien
Italien ist eine Halbinsel in Südeuropa, die im Zentrum des Mittelmeeres liegt. Die Gesamtfläche Italiens beträgt 302.073 Quadratkilometer. Im Jahr 2019 haben 131 Millionen Touristen das Land besucht und 437 Millionen Übernachtungen verzeichnet, wovon 221 Millionen aus dem Ausland kamen.
Anzahl der Touristenankünfte in Italien von 2016 bis 2022 (in Millionen)
Bahnverkehr
Die meisten Bahnstrecken in Italien werden von Rete Ferroviaria Italiana (RFI) betrieben, das zur Staatsbahn FS gehört. RFI verwaltet mehr als 24.000 Kilometer Schieneninfrastruktur, wovon über 16.000 Kilometer Bahnstrecken sind. Davon sind über 12.000 Kilometer elektrifiziert, und 7.700 Kilometer sind zweigleisig, wobei fast alle elektrifiziert sind.
Neben den Strecken von RFI gibt es noch über 3.800 Kilometer Bahnstrecken, die von mehr als 20 anderen Betreibern unterhalten werden. Diese Betreiber umfassen regionale Unternehmen wie die Ferrovie Emilia Romagna, kommunale Betriebe wie in Genua, private Unternehmen wie die Ferrovie del Gargano in Apulien sowie Unternehmen innerhalb der Staatsbahn FS-Gruppe, wie die Ferrovie del Sud Est in Apulien.
In Italien gibt es ein Netzwerk von über 2.000 Bahnhöfen, die in vier Hauptkategorien eingeteilt sind, je nach ihrer Größe und täglichen Passagierzahl.
Platinum: Diese Kategorie umfasst sehr große Bahnhöfe, die täglich von über 25.000 Reisenden frequentiert werden.
Gold: Zu den großen Bahnhöfen zählen diejenigen, die täglich über 10.000 Reisende verzeichnen.
Silver: Mittelgroße Bahnhöfe liegen im Bereich von meistens über 2.500 bis 4.000 Reisenden pro Tag.
Bronze: Kleine Bahnhöfe bedienen weniger als 500 Reisende täglich.
Innerhalb dieser Kategorien gibt es 23 Platinum-Bahnhöfe (etwa 1% der Gesamtzahl), 124 Gold-Bahnhöfe, 598 Silver-Bahnhöfe und die größte Anzahl, nämlich 1.341 Bahnhöfe oder rund 64%, sind kleine Bronze-Bahnhöfe.
Ein Unternehmen der Staatsbahn FS, bekannt als GrandiStazioni Rail, ist verantwortlich für den Betrieb der 14 wichtigsten Bahnhöfe in Italien. Diese Bahnhöfe sind auf einer Karte markiert und zeigen die jährliche Passagierzahl. Der verkehrsreichste Bahnhof ist Roma Termini mit 150 Millionen Reisenden pro Jahr, gefolgt von Milano Centrale mit 120 Millionen.
Straßenverkehr
Das Straßennetz in Italien, ohne die Kommunalstraßen, erstreckt sich über mehr als 168.000 Kilometer, wovon fast 8.000 Kilometer Autobahnen sind. Die erste Autobahn, die Milano-Laghi, wurde bereits 1924 eröffnet. Es gibt verschiedene Straßenbetreiber, wie der Staat, Regionen, Provinzen und Kommunen.
Das Unternehmen ANAS betreibt sehr fast 100 Jahren eine Vielzahl an Straßen für den italienischen Staat. ANAS ist eine Aktiengesellschaft und gehört seit 2018 zur italienischen Staatsbahn FS. Das Unternehmen betreibt über 32000 km an Straßen, darunter 90% der staatlichen Straßen, 1.300 Kilometer Autobahnen ohne und 280 Kilometer mit Autobahngebühr.
Ein Großteil der Autobahnen wird über Ausschreibungen konzessioniert. Insgesamt gibt es 27 Betreiber, wobei Autostrade per L'Italia, mit fast 3.000 Kilometern, der größte ist und zur Atlantia-Gruppe gehört. Die Konzessionsnehmer sind hauptsächlich private Akteure, die zu einer der beiden Unternehmensgruppen gehören, wie die Gavio-Gruppe. Eine Ausnahme bildet die Brennerautobahn, die nicht Teil einer größeren Gruppe ist.
Die Privatisierung des Konzessionierungsverfahrens ist kontrovers, da die Betreiber die Autobahnmaut einnehmen und für den gesamten Betrieb, einschließlich Wartungen, verantwortlich sind. Im Gegensatz dazu haben öffentliche Träger wie bei der Brennerautobahn eine größere Beteiligung, während private Betreiber wie Autostrade per L'Italia in erster Linie daran interessiert sind, Gewinne zu erzielen und möglicherweise bei Wartungen sparen.
Luftverkehr
In Italien gibt es insgesamt 45 Flughäfen für den kommerziellen Luftverkehr. Im Jahr 2019 verzeichneten diese Flughäfen insgesamt 1,4 Millionen Flugbewegungen. Auf Charter- und Linienflügen wurden insgesamt 192 Millionen Passagiere befördert, wobei 64 Millionen davon Inlandsflüge waren.
Die zehn wichtigsten Flughäfen sind Rom Fiumicino, Mailand Malpensa, Bergamo Orio al Serio, Rom Ciampino, Mailand Linate, Neapel Capodichino, Bologna Guglielmo Marconi, Venedig Marco Polo, Catania Fontanarossa und Pisa Galileo Galilei.
Unter diesen zehn Flughäfen verzeichnet Rom Fiumicino mit über 43 Millionen Passagieren und mehr als 300.000 Flugbewegungen die höchsten Zahlen. Mailand Malpensa und der Flughafen Orio al Serio von Bergamo folgen in der Rangliste.
Im Jahr 2019 war die am häufigsten beflogene Route innerhalb Italiens von Catania nach Rom Fiumicino. Innerhalb der EU war die Route von Rom Fiumicino nach Barcelona EL Prat am populärsten, und außerhalb der EU war es die Route von Mailand Malpensa zum New Yorker Flughafen John F. Kennedy International.
Aufgrund des langjährigen Misserfolgs der ehemaligen Staatsfluggesellschaft Alitalia wird der italienische Flugmarkt nun hauptsächlich von ausländischen Airlines dominiert, insbesondere von Low-Cost-Carriern. Die meisten Passagiere werden von Ryanair befördert.
Auf dem kommerziellen Luftverkehrsmarkt in Italien operieren derzeit fünf Airlines: Sky Alps, Air Dolomiti, Aeroitalia, Neos, Ita Airways
Schiffsverkehr
In Italien gibt es insgesamt 351 Häfen, von denen 58 eine nationale Bedeutung haben. Im Jahr 2019 wurden auf diesen Häfen insgesamt 55,9 Millionen Passagiere verzeichnet, davon 12 Millionen auf Kreuzfahrtschiffen und 17,7 Millionen auf Fährschiffen.
Zu den wichtigsten Häfen für Fährschiffe gehören Olbia, Livorno und Genua, die eine besondere Relevanz für den Fährverkehr haben. Für Kreuzfahrten sind hingegen Civitavecchia, Neapel und Genua von großer Bedeutung. Venedig wurde seit 2020 nicht mehr als wichtiger Hafen für Kreuzfahrtschiffe eingestuft, da diese aus der Altstadt verbannt wurden, um Umwelt- und Infrastrukturschutzgründe zu berücksichtigen.
Der Schifffahrtsmarkt in Italien ist vielfältig, geprägt von verschiedenen Reedereien, die unterschiedliche Ziele und Dienstleistungen anbieten.
Hochgeschwindigkeitsverkehr in Italien
Das entstehende italienische Schnellfahrnetz besteht aus zwei großen Achsen, die sich zu einer T-Form verbinden. Es dient hauptsächlich der schnellen Verbindung zwischen großen Zentren, wobei es auch die Erschließung der Regionen verbessert. Aufgrund unterschiedlicher Stromversorgungs- und Zugsicherungssysteme sind die neuen Strecken nur begrenzt mit dem bestehenden Altnetz kompatibel. Dennoch ist geplant, neben Hochgeschwindigkeitszügen auch langsamere Züge wie Intercity, Nachtzüge und Güterzüge (nachts) auf diesen Strecken fahren zu lassen.
Die Hochgeschwindigkeitsstrecke, auf der Züge mit Geschwindigkeiten von 250 km/h oder mehr fahren können, erstreckt sich über 896 Kilometer. Zusätzlich zu diesen Strecken ermöglichen weitere Abschnitte Geschwindigkeiten von mindestens 200 km/h und erweitern das Netz auf insgesamt 1467 Kilometer.
Auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken in Italien können Züge bis zu einer Geschwindigkeit von 300 km/h fahren. Es wurde sogar geprüft, ob 350 km/h umsetzbar wären, aber diese Möglichkeit wurde 2018 aus wirtschaftlichen Gründen abgebrochen. Der Staat, der die Schieneninfrastruktur verwaltet, wollte keine zusätzlichen Risiken eingehen. Die Abstände zwischen den Zügen sind teilweise zu knapp, was auch eine Rolle spielte.
Bestimmte Bahnhöfe wurden für den Hochgeschwindigkeitsverkehr renoviert und umgebaut, um als wichtige Verkehrsknotenpunkte zu dienen. Sie wurden außerdem in städtische Entwicklungsprojekte eingebunden. Zu diesen Bahnhöfen gehören beispielsweise Torino Porta Susa, der dritthöchste Bahnhof mit 70 Millionen Reisenden jährlich, sowie Milano Centrale, der zweitgrößte Bahnhof des Landes mit 120 Millionen Reisenden jährlich.
Weitere wichtige Bahnhöfe wie Napoli Centrale, Roma Termini und Firenze Santa Maria Novella sind stark frequentiert und dienen als bedeutende Verkehrsknotenpunkte. Eine Besonderheit ist Napoli Afragola, ein innovatives und nachhaltiges Gebäude, das die Verbindungen von Napoli Centrale ergänzt. Diese Bahnhöfe sind zentral für den Hochgeschwindigkeitsverkehr in Italien und Teil eines umfassenden Modernisierungs- und Entwicklungskonzepts für das Schienennetz des Landes.
Länge der Hochgeschwindigkeits-Schienennetze in Länder 2022 (in Kilometer)
Geschichte
Die Geschichte des Hochgeschwindigkeitsverkehrs in Italien begann mit dem ersten schnellen Direktzug, dem „Direttissima“, der 1927 von Rom nach Neapel fuhr. Technologische Fortschritte ermöglichten 1937 den Betrieb des ersten elektrischen Schnellzugs von Bologna nach Mailand, bekannt als ETR 200 (ETR = Elettro Treno Rapido), der bei einer Testfahrt 203 km/h erreichte.
Später im Jahr 1953 wurde der „Settebello“ (ETR 300) eingeführt und bot zahlreiche Annehmlichkeiten an Bord. Der Zug verfügte über ein Restaurant, Jacken- und Gepäckservice sowie eine automatisierte Klimaanlage. In den 1970er Jahren brachte der ETR 401 eine Neigungstechnik ein und etablierte die Bezeichnung „Pendolini“ für Züge mit dieser Technologie.
1989 erreichte der neue ETR500 eine Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h. Die Gründung des TAV im Jahr 1991 war entscheidend für den Ausbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes, da damals nur 6,6% der Reisenden Züge nutzten und nur 35% der Strecken zweigleisig waren – im Vergleich zu höheren Werten in anderen Ländern.
Die Fertigstellung der Hochgeschwindigkeitsstrecke Neapel-Rom 2005 und der Nord-Süd-Achse 2009 von Turin über Mailand nach Salerno markierten wichtige Meilensteine. Gleichzeitig wurden die ETR500 zu Frecciarossa umgewandelt, was den modernen Hochgeschwindigkeitsverkehr in Italien einläutete.
Trotz der Liberalisierung des Zugmarktes 2001 dauerte es bis 2012, als mit NTV und den „Italo“-Schnellzügen der erste ernsthafte Konkurrent der Staatsbahn auf den Markt kam.
Der Hochgeschwindigkeitsverkehr verzeichnete insgesamt steigende Passagierzahlen, von 19,5 Mrd. Passagierkilometern 2011 auf 24,5 Mrd. Passagierkilometern 2016. Der Wettbewerb durch Anbieter wie Italo senkte die Preise zwischen 2009 und 2018 um 40%, was zu einem Zuwachs an Passagieren von herkömmlichen Zügen sowie aus anderen Verkehrsmitteln wie Flugzeugen und Autos führte.
HGV der Staatsbahn
Der HGV (Alta Velocità Garibaldi) oder auch Hochgeschwindigkeitszug der Staatsbahn in Italien, wird von Trenitalia betrieben. Diese Züge stellen eine der modernsten und effizientesten Arten des Schienenverkehrs in Italien dar.
Das aktuelle Angebot an Hochgeschwindigkeitszügen der Staatsbahn Trenitalia umfasst die „Frecce“. Diese Züge gibt es schon seit einigen Jahren in drei Varianten: Frecciarossa, Frecciargento und Frecciabianca.
Das Wort „Freccia“ bedeutet auf Italienisch Pfeil, was in diesem Zusammenhang auf die hohe Geschwindigkeit dieser Züge hinweist, vergleichbar mit einem Pfeil, der aus einem Bogen abgeschossen wird.
Die Namensgebung der Frecce-Züge mit den Zusätzen „Rossa“, „Argento“ und „Bianca“ bezieht sich auf die Lackierung der Züge in Rot, Silber und Weiß.
HGV der Privatbahn
Italo-NTV hat seit seinem Start als privater Konkurrent der italienischen Staatsbahn im Hochgeschwindigkeitsverkehr im Jahr 2012 einen bemerkenswerten Erfolg verzeichnet. Mit einem Umsatz von 715 Millionen Euro und einem Gewinn von 151 Millionen Euro im Jahr 2019 sowie der Beförderung von mehr als 120 Millionen Passagieren hat das Unternehmen eine starke Präsenz auf dem Markt etabliert. Besonders bedeutend war die Übernahme von 50% der Anteile durch MSC im Jahr 2023, die darauf abzielt, Zugverbindungen und Kreuzfahrten miteinander zu verknüpfen.
Italos Netzwerk hat sich über die Jahre mit 62 Halten in 54 Städten fast dem des Frecciarossa angenähert. Das Unternehmen bietet drei Klassen an: Smart, Prima und Club Executive, wobei selbst in der günstigsten Klasse, der Smart-Klasse, Ledersitze vorhanden sind.
Die Prima-Klasse ermöglicht einen schnelleren Zugang zu den Zügen, breitere und verstellbare Ledersitze sowie kostenlose Snacks und Getränke am Sitzplatz. Die exklusivste Klasse, Club Executive, gewährt Zugang zur Lounge Italo Club an den sechs wichtigsten Bahnhöfen und bietet noch höherwertiges Catering und die Möglichkeit, ein privates "Salotto" zu buchen.
Italo setzt zwei Zugtypen ein: den AGV und den EVO.
Verfasst von Natalia Kolesnikova